Ausgabe Mai 2006

Das System Lidl und die globale Discountierung

Seit geraumer Zeit steht der Lebensmittel-Discounter Lidl wegen der Ausbeutung seiner Beschäftigten und Lieferanten im Zentrum massiver Proteste von Attac und Gewerkschaften. Lidl ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, nämlich Vorreiter eines umfassenden Prozesses der Discountierung, der zunehmend weite Bereiche der Gesellschaft erfasst. Dieser Prozess greift inzwischen über die klassischerweise als Discounter bezeichneten Unternehmen auf die Organisation des Einzelhandels insgesamt über. Er zeichnet sich generell aus durch einen extrem hohen Druck sowohl auf die Beschäftigten als auch auf die Preisbildung beim Wareneinkauf. Discountierung im Allgemeinen und das Beispiel Lidl im Besonderen werden damit zum Sinnbild der Prekarisierung von Arbeits- und Lebensverhältnissen im neoliberalen Kapitalismus insgesamt.

Das Geschäftskonzept der Discounter ist eine deutsche Erfindung der Albrecht-Brüder, die mit Aldi bereits in den 60er Jahren ins Rennen gingen. Trotz anhaltender Krise des Einzelhandels konnten die Discounter seit 1990 ihren Marktanteil fast verdoppeln. Seit 2005 entfallen 40,8 Prozent des gesamten Umsatzes im Lebensmitteleinzelhandel auf Discounter.1 Schon seit geraumer Zeit kommen Tante-Emma-Läden fast nur noch in ländlichen Regionen vor, doch heute geraten selbst Kaufhäuser und SB-Supermärkte immer stärker in Bedrängnis.

Cover Mai 2006

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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