Ausgabe Mai 2006

Gefangene der eigenen Allmachtphantasien

Bushs imperiale Präsidentschaft in der Krise

Der Begriff der „imperialen Präsidentschaft“ stammt von dem Historiker Arthur M. Schlesinger jr., der ihn prägte, nachdem er im Weißen Haus sowohl für John F. Kennedy als auch für Lyndon B. Johnson gearbeitet und einen großen Teil seiner wissenschaftlichen Tätigkeit dem Studium Franklin D. Roosevelts gewidmet hatte. Der gegenwärtige Amtsinhaber verschafft diesem Begriff neue Dimensionen. Seine verfassungsmäßige Rolle als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und seine Verpflichtung, das Land zu verteidigen, verleihen ihm, seiner Ansicht nach, Machtvollkommenheiten, die seine eigenen Propagandisten einer weltumfassenden Kampagne für die Demokratie in anderen Ländern als diktatorisch kennzeichnen würden. Willkürliche Inhaftierung, die Verweigerung des Anspruchs auf Rechtsschutz und schrankenlose Überwachung zählen zu diesen vermeintlichen Präsidialrechten – ebenso wie die Befugnis der Regierung, die Folter anzuwenden, sei es auch unter anderem Namen.

Dabei hat die öffentliche Zustimmung zu diesem Präsidenten in den Meinungsumfragen eindrucksvolle Niedrigstwerte erreicht, und in seiner eigenen Partei sieht er sich mit ernsthafter Kritik sowie mit dem Phänomen konfrontiert, dass die republikanische Unterstützung im Kongress für seine Gesetzesvorhaben dahinschmilzt.

Cover Mai 2006

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Der Kampf um Grönland: Versöhnung als Geopolitik

von Ebbe Volquardsen

Die Stadt Karlsruhe könnte schon bald vor einem Dilemma stehen. Im Januar 2025 zeichnete sie ihren langjährigen Stadtvertreter Tom Høyem (FDP) mit der Ehrenmedaille aus. In den 1980er Jahren war der gebürtige Däne, mittlerweile auch deutscher Staatsbürger, Dänemarks letzter Minister für Grönland – ein Amt aus der Kolonialzeit.

Infantino-Trump: Goldgangster im Gleichklang

von Jan Kursko

Zum Glück gibt es sie doch noch, die Gerechtigkeit auf dieser brutalen Welt! Da beschert ein Mann Millionen den Frieden – und beendet sogar Kriege, angeblich acht an der Zahl, von denen die Welt zuvor noch nie gehört hatte –, und doch hat das Nobelpreiskomitee ihn schnöde rechts liegen lassen.