Ausgabe November 2006

Ungarn: Von Lüge und Spaltung

Eigentlich sollte der 50. Jahrestag des Beginns des ungarischen Volksaufstands am 23. Oktober 1956 ein großer Feiertag werden.

 

Eigentlich sollte der 50. Jahrestag des Beginns des ungarischen Volksaufstands am 23. Oktober 1956 ein großer Feiertag werden. Doch ein halbes Jahrhundert danach zeigt sich das Land politisch und gesellschaftlich gespalten wie nie zuvor.

Seit Mitte September wird vor dem Parlament in Budapest regelmäßig gegen die seit 2002 amtierende sozialliberale Regierung von Ferenc Gyurcsány demonstriert; dabei kam es anfangs auch zu gewalttätigen Ausschreitungen Rechtsextremer. Auslöser der Proteste war die Veröffentlichung des mittlerweile berühmt-berüchtigten Mitschnitts der „Lügen-Rede“ des Ministerpräsidenten. In ihr hatte er kurz nach seinem Wahlsieg im April seine eigene sozialistische Fraktion mit dem starken Anstieg des Haushaltsdefizits konfrontiert und betont, dass drastische Einsparungen erforderlich seien. Zugleich hatte er bekannt, das Volk im Wahlkampf über die Haushaltslage belogen zu haben, um den Wahlsieg zu sichern.

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