Ausgabe Juli 2007

Anhaltende Ausgrenzung

Die Diskriminierung der Roma und Sinti in Europa

Roma und Sinti, die heute mit insgesamt zehn bis zwölf Millionen Angehörigen die größte Minderheit in Europa bilden, teilen mit den Juden die furchtbare Geschichte der Entrechtung, Verfolgung und systematischen Vernichtung im nationalsozialistisch besetzten Europa. Orte wie Auschwitz, Treblinka, Chelmno, Dachau, Buchenwald oder Bergen-Belsen stehen auch symbolhaft für den vom NS-Staat organisierten Völkermord an unserer Minderheit. Eine halbe Million unserer Menschen wurden Opfer des Holocaust, eine Erfahrung, die sich tief in das kollektive Gedächtnis der Roma und Sinti eingebrannt hat.1 Demgegenüber existiert in den Mehrheitsbevölkerungen ihrer jeweiligen Heimatländer bis heute kaum ein Bewusstsein für die historische Dimension der an unserer Minderheit begangenen Völkermordverbrechen oder für den gegenwärtigen Rassismus, dem Roma und Sinti in vielen Staaten ausgesetzt sind.

Formen des Rassismus heute

Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Öffnung der Staaten Mittel- und Osteuropas haben sich die Lebensbedingungen der Roma und Sinti aufgrund eines aufkeimenden Rassismus drastisch verschlechtert. Aber auch in zahlreichen Staaten Westeuropas haben rassistisch motivierte Gewalt und Diskriminierung gegenüber Roma und Sinti deutlich zugenommen. Nach einer Untersuchung der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit von 2005 sind sie heute die am stärksten von Diskriminierung betroffene Gruppe überhaupt.

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.