Ausgabe Oktober 2007

Schöne neue Landwirtschaft

Landwirtschaft ist wieder en vogue. Erstmals seit 1982 widmet die Weltbank 2008 diesem Thema ihren „World Development Report“ – das Aushängeschild ihrer Publikationen. Die zentrale Fragestellung lautet: Wie kann landwirtschaftliches Wachstum zur Minderung von Armut und Hunger beitragen?1Damals, vor 25 Jahren, hatte die Weltbank ein klares Rezept: Liberalisierung von Importen und Exporten, Privatisierung ländlicher Dienstleistungen wie Kredite, Beratung und Marketing, Abschaffung von Subventionen für Saatgut, Düngemittel und Maschinen, höhere Produktivität durch Hochleistungssorten und Bewässerung, zugleich weniger Steuern und Staat – und die Landwirtschaft wird wachsen, die Armut sinken. Weniger Förderung und weniger Schutz war also politisches Programm. Die Folgen der Umsetzung sind bekannt: Die Landwirtschaft und insbesondere die Kleinbauern stecken vielerorts in einer tiefen Krise. Dabei leben laut Weltbank rund 2,5 der insgesamt 5,5 Milliarden Einwohner sogenannter Entwicklungsländer nach wie vor von der Landwirtschaft. Trotzdem sind diese Länder seit 2000 im Schnitt Netto-Importeure landwirtschaftlicher Erzeugnisse.2 Die Anzahl Hungernder sinkt nicht, sondern steigt.

Die „sichtbare Hand“ des Staates

Der Report 2008, der zur diesjährigen Herbsttagung der Weltbank am 19. Oktober in Washington erscheinen wird, trägt den vielsagenden Titel: „Agriculture for Development“.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Globalisierung

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Mythos grüne Digitalisierung

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

Der Klang der Zukunft ist ein leises, elektrisches Dröhnen, das in den Knochen vibriert. Hier im Rechenzentrum herrscht niemals Stille. Es ist erfüllt von einem monotonen Chor mechanischer Flüstertöne.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.