In den 80er Jahren schien die Technokratie-Debatte durch die Annahme der prinzipiellen Gestaltbarkeit technischer Systeme eigentlich erledigt. Heute zeigt sich, dass trotz einer breiten Demokratisierung der Technikgestaltung die Dominanz technischer Systeme und Infrastrukturen nicht geringer geworden ist. Im Gegenteil: Neue Technologien prägen wie nie zuvor unsere Lebenswelt und politischen Strukturen.
Die Feststellung, dass die scheinbar nur ihren eigenen Gesetzen folgende Technik alle anderen Bereiche der Gesellschaft überformt, ist ein gemeinsamer Topos linker und konservativer Technikkritik. Das Ergebnis technischer Sachzwänge sei die Entpolitisierung der Entscheidungsfindung durch vermeintlich rationale Entscheidungsmethoden sowie die Dominanz eines sich jeder parlamentarischen Kontrolle entziehenden Expertennetzwerks. Einzig durch ihren Sachverstand – und durch kein Mandat legitimierte – Experten würden in Konkurrenz zu den Verfassungsorganen treten („Herrschaft kraft Wissen“). Jeder Meter, den die Technik erobere, sei für die Demokratie verloren – so argumentierten konservative Technikkritiker wie Friedrich G. Jünger, Helmut Schelsky und Ernst Forsthoff, aber auch eher linke Autoren wie Jürgen Habermas und Herbert Marcuse.