Was uns Friedrich List und die Entwicklungsgeschichte lehren
Weitgehend unbeachtet, da von der globalen Finanzmarktkrise fast völlig verdrängt, spitzt sich eine andere Krise weiter zu, bei der es für eine Milliarde Menschen um Leben und Tod geht. So nahmen die Medien kaum zur Kenntnis, dass am 16. Oktober, aus Anlass des Welternährungstages, die deutsche Welthungerhilfe und das Internationale Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) in Berlin den sogenannten Welthungerindex 2008 vorstellten.
Mit dieser Publikation wird die Entwicklung der letzten Jahre analysiert. Sie kommt zu dem dramatischen Ergebnis, dass sich 33 Länder in einer alarmierenden oder sogar extrem alarmierenden Situation befinden. Insgesamt konstatierte IFPRI-Direktor Joachim von Braun „Stagnation auf globaler Ebene“. Bei den absoluten Zahlen verzeichnet das IFPRI gar eine dramatische Verschlechterung: So wuchs die Zahl der Hungernden allein im Jahr 2007 weltweit um 75 Millionen auf 923 Millionen. Nach Einschätzung von Brauns dürften in diesem Jahr noch einmal mindestens 75 Millionen Menschen hinzu gekommen sein, denen es am Nötigsten fehlt. Damit mangelt es einer Milliarde Menschen, fast einem Sechstel der Menschheit, am Lebensnotwendigsten. Die potentiellen Folgewirkungen der Finanzkrise sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.
Die zentrale Aufgabe der Zukunft lautet demnach, wie diesen Menschen eine menschenwürdige Entwicklung ermöglicht werden kann.