Ausgabe Juli 2008

Internationaler Strafgerichtshof: Erfolge und Defizite

Zum zehnten Jahrestag des Römischen Statuts

Vor zehn Jahren wurde in Rom die Gründung des ständigen Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) beschlossen. Dessen „Römisches Statut“ trat am 1. Juli 2002 in Kraft; im Frühjahr 2003 konnte das Gericht seine Arbeit aufnehmen. Damit erfüllte sich eine Forderung, die schon 1872 Gustave Moynier, damaliger Präsident des Internationalen Roten Kreuzes, als notwendige Voraussetzung der Befolgung völkerrechtlicher Konventionen formuliert hatte: Er plädierte für einen ständigen Welt-Strafgerichtshof, der gerade auch politische und militärische Machthaber für schwerste Menschenrechtsverletzungen persönlich zur Verantwortung ziehen sollte, um damit die herrschende Straflosigkeit zu beenden und abschreckend zu wirken. Die Täter sollten sich in Zukunft nirgendwo mehr sicher fühlen. 1

Heute sieht sich der IStGH großen Erwartungen und ebenso weit verbreiteten Zweifeln gegenüber, ob seine Instrumente und die Unterstützung der Völkergemeinschaft ausreichen, die hohen Ziele – die Verfolgung und Vermeidung schwerer Menschenrechtsverletzungen – tatsächlich zu erreichen. Das spiegeln nicht zuletzt die Medien wider, die in jüngster Zeit im Zusammenhang mit Kriegen, Konflikten und Menschenrechtsverletzungen häufiger über den IStGH berichten.

So hat etwa die weltweite Empörung über das Verhalten der Militärjunta von Birma/Myanmar, die seit dem Taifun Nargis im Mai d.J.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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