Wie Politik sich gegen Alternativen zu immunisieren versucht

Bild: Symbolbild: Justizia (@apohlenz via unsplash.com)
Demokratisch regierte Gemeinwesen sind Autokratien nicht notwendigerweise in allen Belangen überlegen. Das ist in der Demokratieforschung hinlänglich bekannt. Gleichzeitig wird aber oft betont, dass Demokratien ihre Gegenstücke in einer Hinsicht weit übertreffen: Aufgrund ihrer inhärenten Korrekturmechanismen sind sie besser als Autokratien in der Lage zu lernen, Schwachstellen zu erkennen und zu beheben, Fehlentscheidungen zu korrigieren und sich an veränderte interne und externe Bedingungen anzupassen. Inzwischen müssen wir uns aber fragen, ob Demokratien Gefahr laufen, ihren Intelligenzvorsprung im Wettbewerb mit ihren autokratischen Rivalen zu verlieren.
Aus mindestens drei Gründen sehen wir die heutigen Demokratien in ihrer Lern-, Reaktions- und Anpassungsfähigkeit herausgefordert: Zum Ersten machen die gewaltigen Herausforderungen im Anthropozän[1] der Anpassungsfähigkeit von Demokratien schwer zu schaffen. Fundamentale Veränderungen der menschlichen Existenz werfen die Frage auf, ob das Anthropozän Demokratinnen und Demokraten nervös machen sollte.[2] Anders gefragt: Können die heutigen Demokratien völlig neuartigen Bewährungsproben begegnen und dabei ihr eigenes Überleben sichern? Das ist alles andere als ausgemacht. Zum Zweiten haben sich in jüngerer Zeit auch Autokratien als äußerst anpassungsfähige politische Regime erwiesen.