Die Bespitzelung seiner Mitarbeiter per Kamera hat den Discounter Lidl erneut in die Schlagzeilen gebracht. Dabei prangerte schon 2004 das von Verdi veröffentlichte „Schwarzbuch Lidl“ unwürdige Arbeitsbedingungen an: Behinderung von Betriebsratswahlen, Arbeitsüberlastung bei enger Zeitvorgabe, Stress und unbezahlte Überstunden – auch für andere Discounter wie Schlecker ist Personal offenbar nicht mehr als ein ärgerlicher Kostenfaktor.
Nun wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt, was „Schwarzbuch“Leser zumindest schon ahnten: Video-Überwachung der Mitarbeiter, Tonaufnahmen von privaten Gesprächen, Bespitzelung bis in die Privatsphäre stehen auf der Tagesordnung in vielen Läden. Wie weit das im Einzelnen geht, bleibt den Angestellten oft selbst verborgen: Gewundert habe sie sich, erzählt die ehemalige Lidl-Mitarbeiterin Anette Brinkmann, als Ende letzten Jahres ihre Freundin aus dem Betrieb gedrängt wurde. Inoffizielle Begründung: Die beiden hätten zu engen Kontakt. Dabei haben die beiden Kolleginnen im Laden nie privat gesprochen, sondern nur alleine, wenn sie hinten im Personalraum waren. Jetzt erst wird ihr klar, dass auch ihre Filiale bespitzelt wurde.