In Kenia hat sich die Lage auch zwei Monate nach der Präsidentschaftswahl Ende Dezember 2007 noch nicht beruhigt. Die Proteste der Anhänger Raila Odingas gegen die offenkundige Wahlfälschung, auf deren Basis sich Mwai Kibaki erneut als Präsident des Landes vereidigen ließ, reißen nicht ab. Mit großer Gewalt gehen die Sicherheitskräfte gegen die Opposition vor; Schätzungen zufolge wurden bei den Auseinandersetzungen bereits über 1000 Menschen getötet.
Was aber sind die tiefer liegenden Hintergründe der in den hiesigen Medien oft als „Stammeskrieg“ rezipierten Konfrontation? Um diese Frage zu beantworten, muss man über den medial dominanten „ethnischen Blick“ hinausgehen, der ausschließlich auf den ethnischen Kontext der aktuellen Kämpfe abstellt, und nach den Interessen und sozialen Gegensätzen fragen, die sich in Kenia seit der Kolonialzeit ausgebildet haben.
Hintergrund des Konflikts sind nämlich nicht zuletzt die Folgen der Etablierung des modernen Staates, die auch in Kenia nur ein anderes Wort für den Aufbau der britischen Kolonialherrschaft war. Zuvor hatte es hier, abgesehen von der Küstenregion, keine zentralisierte Staatlichkeit gegeben.