Zwischen John McCain und Barack Obama gab es außenpolitisch zuletzt nur noch zwei wirklich gewichtige Streitfragen. Einmal, wie rasch der Rückzug aus dem Irak vor sich zu gehen hat; und zum anderen, wie mit dem „eigentlichen“ Krieg umzugehen ist – demjenigen, den Amerika nach Obamas Auffassung in Afghanistan führen sollte. Doch kein US-Präsident, wer es auch sei, ist imstande, diese Probleme wirklich zu lösen, weder die irakischen noch die afghanischen. Er bildet sich nur ein, es stünde in seiner Macht, und seine Berater reden ihm ein, er könne und müsse diese Probleme lösen. Die ausschlaggebenden Variablen entziehen sich jedoch seiner Kontrolle, und erst recht der Kontrolle der Militärs, seien es die amerikanischen oder die der NATO.
Was im Irak passiert, hängt zunächst einmal von den Entscheidungen des Ministerpräsidenten Nuri Kamal al-Maliki und vom Verhältnis seiner Regierung zu den Mitgliedern der sunnitischen Erweckungsbewegung ab. Diese wurden bislang von der US-Regierung dafür bezahlt, ihre Wohngebiete selbst zu schützen, werden jetzt aber der irakischen Regierung unterstellt – und deren schiitische Führung misstraut ihnen. Wie es weitergeht, hängt deshalb entscheidend von den religiösen Führern der Schiiten und der Regierung des Nachbarlandes Iran ab.