Als der US-Kongress – nach dem Vietnamkrieg – eine reine Berufsarmee schuf, war dies möglicherweise von allen Entscheidungen, die er je traf, die gefährlichste. Heute steckt Amerika in einer tiefen politischen Krise, einer unerklärten Kraftprobe um die Machtstellung des Pentagon gegenüber derjenigen eines neu gewählten Präsidenten.
Noch hat Barack Obama seine Entscheidung, wie es mit dem Krieg in Afghanistan weitergehen soll, nicht verkündet, aber alles spricht für die Annahme, dass er sich der Meinung der Militärs anschließen wird. Doch zugleich setzen ihn seine republikanischen Gegenspieler gewaltig unter Druck, seine Befehlsgewalt als Präsident de facto ganz aufzugeben und die strategischen Grundentscheidungen des Landes anderen zu überlassen.
Stanley McChrystal, der Offizier, dem Obama den Oberbefehl im Afghanistankrieg übertrug, verlangt 40 000 Soldaten und Soldatinnen zusätzlich, womit die Gesamtstärke der US-Truppen dort auf über 100 000 (oder künftig noch mehr) ansteigen würde. Ohne diese Truppenverstärkung könne er seine Aufgabe nicht lösen, sagt der General, und selbst mit ihr sei es möglicherweise nicht zu schaffen, den Krieg binnen eines Jahrzehnts zu gewinnen. Doch die amerikanische Öffentlichkeit zweifelt mittlerweile grundsätzlich am Sinn dieses Krieges, insbesondere die liberale Wählerschaft des Präsidenten selbst.