Der nordkoreanische Raketentest vom 5. April war vom Regime in Pjöngjang als gigantisches Medienereignis inszeniert worden. Bereits seit Januar liefen die Vorbereitungen. Nach dem Test wurden Videos von dem Start gesendet, die dann auch schnell im Ausland zu sehen waren. Angeblich soll der Start auch so gelegt worden sein, dass ihn ein US-Kommunikationssatellit beobachten und Bilder verbreiten konnte. Als Krönung der Inszenierung wurden zudem nach dem Start in Pjöngjang mehr als 100 000 Menschen zur Feier des erfolgreichen Tests abkommandiert.
Die wirkungsvolle Inszenierung und der Umstand, dass der Test nur vier Tage vor der Wiederwahl Kim Jong-Ils als Vorsitzender der Verteidigungskommission stattfand, zeigen, dass der Test wesentlich aus innenpolitischen Gründen erfolgte. Kim, der, wie im Fernsehen zu sehen war, sichtlich gealtert ist und nach seinem Schlaganfall den linken Arm offensichtlich nicht voll bewegen kann, dürfte die Stärkung seiner Position durch den Raketentest als nötig betrachtet haben. Denn er muss angesichts seiner wachsenden Hinfälligkeit die Nachfolgefrage lösen – und dies wird nicht leicht: Sein ältester Sohn ist in Ungnade gefallen, die beiden anderen Söhne sind aber zu jung, um in einer Gesellschaft, in der das Alter einen hohen Stellenwert besitzt, von den Greisen der Militärführung anerkannt zu werden.