Ausgabe September 2009

Die Revolution ist tot - lebt die Demokratie?

20 Jahre demokratische Revolution in Osteuropa

Die Herbsttage des Jahres 1989 waren für mich, meine Familie und unseren Freundeskreis die aufregendsten und interessantesten Tage unseres Lebens. Nur noch als Erinnerung verfügen wir über die erlebnisgeladenen und bis zur Erschöpfung mitgestalteten Wochen des Aufbruchs aus Bevormundung, Disziplinierung und Langeweile, die für uns das DDR-Leben bedeutete. Das gilt, wohlgemerkt, für den öffentlichen Raum der DDR. Das private Leben war reich und ermöglichte uns zum Beispiel den Aufbau eines weit verzweigten Freundeskreises, aus dem sich auch das Neue Forum speiste, dessen Gründungsaufruf am 10. September vor 20 Jahren veröffentlicht wurde. Und daneben gab es viele andere solcher basisorientierten Bewegungen.

Der Herbst 1989 war ein Aufstand der Bürgerschaft eines ganzen Landes. Man mag ihn Revolution nennen, weil er letzten Endes zu einer grundlegenden Neuordnung des Verhältnisses von Entwicklungsstand der Produktivkräfte und der herrschenden Produktionsverhältnisse durch eine politische Massenbewegung führte. Das entspricht durchaus den Definitionen von Karl Marx und Rosa Luxemburg – und wem der Begriff „Revolution“ nicht behagt, der muss eben „Konterrevolution“ sagen, nämlich zurück in die bürgerliche Produktionsweise, wie es von Marx allerdings nicht vorhergesehen war.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema