Der konjunkturelle Tiefpunkt ist kaum überschritten, noch sind die sozialen Folgen der globalen Finanzkrise nicht annähernd absehbar, da scheint einer der großen Verlierer bereits festzustehen: die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. Das jedenfalls ist der Tenor einer internationalen Debatte unter namhaften Forschern im Feld der Arbeitsbeziehungen. Ihre Antwort auf die Frage, ob es im Gefolge des globalen Desasters zu einer Stärkung der Gewerkschaften kommen könne, lautet: Nicht jetzt, nicht in dieser Krise![1]
Im Grunde vermag dieser Befund kaum zu überraschen. Dass Gewerkschaften gerade in Krisensituationen ihre Positionen eher durch Verhandlungen und Mitsprache abzusichern trachten, anstatt den offenen Konflikt mit den ökonomischen und politischen Eliten zu suchen, wusste schon Rosa Luxemburg.[2] Denn ökonomische Krisen mit hoher Arbeitslosigkeit lassen die wichtigsten gewerkschaftlichen Machtressourcen erodieren: die Kontrolle über Arbeitsmärkte und Produktionsprozesse. In solchen Situationen neigen die gewerkschaftlichen Führungsgruppen dazu, vom Staat und den Kapitalverbänden Zugeständnisse einzutauschen, indem sie sich als kooperative Krisenmanager bewähren.
Dass dies ein Ausdruck von Schwäche ist, scheint jedoch auf den ersten Blick wenig plausibel.