Seit Wochen gehen in Deutschland wieder Studentinnen und Studenten auf die Straße und besetzen ihre Universitäten, um gegen die gegenwärtigen Studienbedingungen zu protestieren. Im Kern richtet sich ihr Protest gegen die im Zuge des Bologna-Prozesses erfolgten massiven Änderungen in der Studienorganisation. Und das völlig zu Recht. Es sind nämlich bei weitem nicht bloß „handwerkliche Fehler“, wie Bundesbildungsministerin Annette Schavan behauptet, die die „Umsetzung“ der Hochschulreform erschweren. Im Gegenteil: Auf diese Weise wird die Verantwortung für die gegenwärtige Misere lediglich von der politischen auf die universitäre Ebene verschoben, und die tiefer liegenden Probleme werden nicht zur Sprache gebracht.
In der Bundesrepublik bedeutet der Bologna-Prozess eine Kulturrevolution. Er vollzieht einen sich schon länger anbahnenden fundamentalen Wandel der Vermittlung von Bildung und Beschäftigung – und durchbricht die lange wirksamen Widerstände gegen diesen Wandel, die jedoch zumindest unter den Studierenden (zu Recht) noch nicht beseitigt sind.
Der „Bologna-Prozess zur Schaffung eines europäischen Hochschulraumes“ sollte die nationalen Bildungssysteme für den europäischen Integrationsprozess öffnen.