Ausgabe Januar 2010

Der lange Schatten der Apartheid

Im September 2009 erklärte der südafrikanische Präsident Jacob Zuma überraschend, die ANC-Regierung werde ihre Einwände hinsichtlich einer Klage gegen die internationalen Profiteure der Apartheid nicht länger aufrecht-erhalten. Konkret sollen multinationale Konzerne vor Gericht gestellt werden, die unter Missachtung der UN-Sanktionen mit dem Apartheidregime gute Geschäfte machten und es auf diese Weise stabilisierten. Mit diesem Paukenschlag bricht Zuma sichtbar mit der Praxis seines Amtsvorgängers Thabo Mbeki, der ein gerichtliches Vorgehen stets abgelehnt hatte.

Diese Klage gegen die internationalen Konzerne zeigt, dass das Erbe der Apartheid die Geschicke Südafrikas immer noch belastet. Auch 15 Jahre nach der ersten demokratischen Wahl und elf Jahre nach dem Abschluss der Arbeit der „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ ist die nationale Aussöhnung weiterhin eine große Herausforderung. Bis heute wirken die Entmündigung, Ausbeutung und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit durch das weiße Apartheidregime auf vielfältige Weise nach.

Als erste hatte die Organisation Khulumani, die sich als Interessenvertretung von Apartheidopfern definiert, die Klage gegen die internationalen Profiteure des Apartheidregimes angestrengt. „Khulumani“ ist ein Nguni-Wort und bedeutet übersetzt: „frei und öffentlich sprechen“.

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema