Ausgabe Mai 2011

Bahrain im Ausnahmezustand

Die größten Demonstrationen der arabischem Protestwelle finden in Bahrain statt, aber sie werden, zumindest in der bundesdeutschen Öffentlichkeit, kaum wahrgenommen: Wenn tatsächlich 300 000 Menschen – mehr als ein Drittel der Bevölkerung – an Demonstrationen teilnehmen, so ist dies, nicht nur in der arabischen Welt, rekordverdächtig.

Rekordverdächtig ist leider auch die Härte, mit der das bahrainische Regime versucht, die Proteste zu unterdrücken. Selbst nach den zurückhaltenden Angaben des bahrainischen Innenministeriums wurden bis Ende März bereits 24 Menschen getötet. Das Königshaus scheute sich nicht einmal, den Aufstand seiner Bürgerinnen und Bürger auch mit Hilfe von Truppen aus den Nachbarländern Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate (VAE) zu bekämpfen.

Das weitgehende Schweigen der westlichen Welt zur Repression der bahrainischen Proteste wird im Nahen und Mittleren Osten durchaus wahrgenommen; während in Iran teilweise auf die konfessionelle Dimension des Konfliktes (die große Mehrheit der Demonstranten ist schiitisch) hingewiesen und die westliche Haltung mit Schiitenfeindlichkeit erklärt wird, ist den meisten arabischen Kommentatoren wohlbewusst, dass es sich in Bahrain im Kern nicht um einen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten handelt.

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