Der Sommer ist vorbei, die Löcher bleiben. Vor allem im deutschen Feuilleton. Überall Einschusslöcher, die deutschen Edelfedern hinterrücks gemeuchelt – man sieht nur noch die Schmauchspuren: Der omnipräsente FAZ-Herausgeber, Wunderknabe des deutschen Feuilletons, in Krimi-Form als Windbeutel und Lustmolch entlarvt – und zwar von niemand Geringerem als dem Kulturchef des schärfsten Konkurrenten, der „Süddeutschen Zeitung“, ehemals selbst FAZke, der wiederum vom „Welt“-Feuilletonisten, auch Ex-FAZler, enttarnt, sprich: journalistisch gemordet wird.
Was für ein Inzest! Die deutsche Hochkultur ein Pfuhl des Neides und der Sünde. Ein Schelm, wer dabei nicht an Balzacs Beschreibung des Literatenmilieus im 19. Jahrhundert dächte: überall „Verlorene Illusionen“, wenn man denn noch welche gehabt hätte.
Was daher not tut, ist ein Purgatorium, ein reinigendes Fegefeuer. Ja, es ist an der Zeit, endlich für die gebotene lichterlohe Aufklärung zu sorgen. Und wer wäre hierfür besser geeignet als unser Balzac der Gegenwartsphilosophie, der Feuilletonist auf offener Bühne, Peter Sloterdijk, kurz PS?
Doch welch Malheur, auch hier dräut neuerdings die Leere: Das philosophische Quartett – mit Sloterdijk, Safranski und Co. – wurde wegen gähnender Langeweile eingestellt, genauso wie das Panzersche Nachtstudio.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.