
Bild: Beck Verlag
An seiner Person scheiden sich Geister und Gemüter bis heute. Über den Donnergott Marx hat sich schon Bertolt Brecht gewundert. Auf Fotos sehe der Titan ganz manierlich aus, „nichts daran von einem Preisringer und Maulhelden”, „er hat eher das Aussehen eines Ingenieurs und Erfinders“, meinte er.[1] Marx hat viele Biographen angezogen, mehr als 50 Marx-Biographien gibt es, von kurzen Abrissen bis zu abschreckenden Wälzern, von seinem Weggefährten Friedrich Engels bis zum französischen Wirtschaftswissenschaftler und Mitterrand-Berater Jacques Attali und dem britischen Journalisten Francis Wheen. Nun also wieder eine große Marx-Biographie, geschrieben von dem US-amerikanischen Historiker Jonathan Sperber und fast gleichzeitig in diesem Jahr auf Englisch und Deutsch erschienen. Es ist ein dickes Buch, 634 Seiten lang, gut geschrieben, auf der Höhe der Forschung.
Wozu aber eine neue Marx-Biographie? Jonathan Sperber ist als Professor für moderne europäische Geschichte des Deutschen mächtig; er kennt sich aus im Europa des 19. Jahrhunderts, im Rheinland, im Vormärz, in der 1848er Revolution. Als erster Marx-Biograph hat er ausgiebig aus den Quellen geschöpft, die die neue Marx-Engels-Gesamtausgabe, bekannt unter ihrem Akronym MEGA2, bereitstellt. Das allein schon verdient höchstes Lob.