Ausgabe Februar 2013

Weltmacht an der Klippe

Zum Jahreswechsel erlebten die USA ein Polittheater sondergleichen – und unter besonders dramatischen Vorzeichen. Die einzig verbliebene Weltmacht, die noch immer größte Volkswirtschaft, drohte an der Fiskalklippe zu scheitern. Alle Welt, die Märkte, die Regierungen und die Medien, hatten Washington starr im Blick; alles raunte über die drohende Mega-Katastrophe. Doch der angekündigte Weltuntergang wurde um 5 nach 12 abgeblasen, fürs erste jedenfalls.

Zwei Tage, nachdem die Frist abgelaufen war, einigten sich die verfeindeten Parteien im tief gespaltenen Kongress auf eine Kompromissformel, den American Tax Payer Relief Act of 2012, um sich sogleich für den nächsten Waffengang zu rüsten. Selbst hochrangige Republikaner – wie Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey – werfen der eigenen Partei Versagen und kaltschnäuzige Gleichgültigkeit gegenüber den Belangen der einfachen Bürgerinnen und Bürger vor.

Tatsächlich glauben laut Umfragen inzwischen nur noch weniger als elf Prozent der Amerikaner, dass im Kongress noch ernsthafte Arbeit für das Land und seine Bürger geleistet werde. Der politische Flurschaden ist enorm; auch die neu gewählten Senatoren und Abgeordneten des 113. Kongresses, der kurz nach dem famosen Kompromiss zusammentrat, werden ihn so rasch nicht bereinigen können.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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