Ausgabe Februar 2015

Das Ethos des Kinos

Noch immer ist das Kino eine vergleichsweise junge Kunst, auch wenn in unseren Tagen angesichts der Frage, ob oder in welchem Maß wir dabei sind, in ein „postkinematografisches Zeitalter“ einzutreten, heftig über ihr Altern diskutiert wird.[1] Zusammen mit der Fotografie ist der Film diejenige Kunstform, die – anders als die weit älteren Künste – fast vom Augenblick ihrer Geburt an von einer theoretischen Auseinandersetzung über die Kraft ihres artistischen Potentials begleitet wurde. Bei vielen Theoretikern – von Arno Münsterberg über Vachel Lindsay, Walter Benjamin, Erwin Panofsky, Siegfried Kracauer, André Bazin, Edgar Morin, Stanley Cavell, Gilles Deleuze und etlichen anderen – spielt dabei mal ausdrücklich, mal unausdrücklich eine anthropologische Spekulation eine signifikante Rolle. In Frage steht, wie sich das Kino zu den bis dahin prägenden Wahrnehmungs- und Lebensverhältnissen des Menschen verhält. Diese Frage freilich lässt sich nicht beantworten, ohne sich der spannungsreichen Verwandtschaft des Films mit vielen anderen Künsten zu widmen, etwa der Architektur, der Musik, dem Theater, dem Tanz, der Literatur, der Fotografie, der Malerei, der Plastik oder auch der Installation.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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