Mit ihrem einstündigen Telefonat am 16. Dezember 2014 haben Barack Obama und Raúl Castro Geschichte geschrieben: Es war der erste direkte Kontakt zwischen einem kubanischen Staatsoberhaupt und einem US-Präsidenten seit der kubanischen Revolution. Im Anschluss erklärte Obama die Strategie der Isolation für gescheitert, während Raúl Castro in einer zeitgleich ausgestrahlten Fernsehansprache dem US-Präsidenten Respekt zollte. Damit scheint in der Karibik 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ein letztes Relikt des Kalten Krieges ins Wanken zu geraten. Nach dem Austausch politischer Gefangener werden die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und die Eröffnung von Botschaften in Havanna und Washington vorbereitet; Handelserleichterungen und ein verbesserter Informationsaustausch sollen folgen.
Zweifelsohne ist Obama und Castro mit ihrer konzertierten Aktion ein Überraschungscoup gelungen. Allerdings kam der Schritt keineswegs völlig unerwartet: Die UN-Vollversammlung verurteilt das Embargo alljährlich und auch in den USA sind die Stimmen für seine Aufhebung zuletzt immer lauter geworden – selbst unter Exilkubanern. Zugleich ist es allerdings unwahrscheinlich, dass Obama für ein Ende der Blockade die notwendige Zustimmung des Kongresses erhält.