Bei den zum Plebiszit erklärten katalanischen Regionalwahlen vom 27. September haben die Separatisten gewonnen.Doch wer sich von dem Urnengang Klarheit über die Zukunft Spaniens versprochen hat, sieht sich getäuscht. Zwar haben die beiden Pro-Unabhängigkeitslisten Junts pel Sí und CUP mit 72 Sitzen eine absolute Mehrheit im Parlament errungen; zählt man allerdings – wie bei einem offiziellen Referendum üblich – die abgegebenen Stimmen, haben sich bloß 47,8 Prozent klar für ein „Ja“ ausgesprochen. Das kann man drehen und wenden, wie man will: Eine absolute Mehrheit ist das nicht.
Damit ist die einseitige Unabhängigkeitserklärung, mit der manche Separatisten geliebäugelt haben, vorerst vom Tisch. Doch der eigentliche Konflikt ist keineswegs beigelegt und wird Spanien noch lange beschäftigen. Denn dass „gut 52 Prozent der Katalanen in Spanien bleiben wollen“, wie konservative spanische Tageszeitungen wie „El Mundo“ oder „ABC“ schrieben, ist ebenfalls nicht richtig. Unter denjenigen, die ihr Kreuzchen bei Catalunya Sí que es Pot, der katalanischen Podemos-Variante, gemacht haben, würden einige bei einem echten Referendum mit klaren Zukunftsszenarien wohl mit Ja stimmen; Ähnliches gilt sicher für einen Teil der katalanischen Sozialisten.