Ausgabe September 2015

Die Revolution des Füreinander

Es gibt Bücher, die zunächst einmal deshalb beeindrucken, weil sie von höchster handwerklicher Qualität sind. Dies ist die Voraussetzung jeder guten Arbeit, auch der intellektuellen. Die Schrift „Care Revolution“ von Gabriele Winker ist von größter Klarheit, strikt folgerichtig aufgebaut, kennt keine Längen, schweift nicht ab, ist immer informativ. Hier hat sich endlich einmal wieder jemand die Mühe gemacht, geduldig Dinge zu Ende zu denken, soweit dies in Zeiten des Umbruchs überhaupt möglich ist.

Und der Gegenstand dieses beeindruckend konsequenten Nachdenkens ist so ungeheuer wichtig, dass es einen zweiten Grund gibt, das Buch zu lesen: Es geht um nichts weniger als den Übergang von einem Wirtschaftssystem, das auf die Herstellung von Dingen, eine Kultur des Haben-Wollens und die Verwertung von Kapital gegründet ist, zu einer ganz anderen Wirtschaft und Gesellschaft. Es geht um Revolution, um die Care Revolution. Vielleicht etwas zu nüchtern heißt es in dem Band: „Care Revolution ist eine politische Transformationsstrategie, die anknüpfend an die Erkenntnisse feministischer Politik die grundlegende Bedeutung der Sorgearbeit ins Zentrum stellt und darauf abzielt, das gesellschaftliche Zusammenleben ausgehend von menschlichen Bedürfnissen zu gestalten.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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