Ausgabe September 2015

Eine andere Welt ist möglich!

Vom Krisenkapitalismus zur neuen Solidarität

Darüber, dass der Weltwirtschaft ziemlich unerfreuliche Zeiten bevorstehen, herrscht fast allgemein Übereinstimmung. Selbst wenn sie nicht einer weiteren, verheerenden Krise entgegentreibt, dürfte sie in einer Art Stagnation münden. Das Gerede über „grüne Belebungsspritzen“, die in einigen Volkswirtschaften geholfen haben sollen, erweist sich als ziemlich übertrieben. OECD, IWF und andere Institutionen korrigieren ihre ohnehin ziemlich niedrigen Prognosen zur Einkommensentwicklung ständig weiter nach unten, woraufhin sich regelmäßig herausstellt, dass auch die neuen Schätzungen wieder zu optimistisch waren, da die wirtschaftliche Flaute im größten Teil des globalen Nordens anhält. Besonders schlimm wirkt sich dies auf die Beschäftigungslage und die Arbeitseinkommen aus: Neue Arbeitsplätze entstehen – wenn überhaupt – nur schleppend und obendrein meist als fragile und prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Zugleich sinkt in den meisten Ländern der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen weiter ab. Und sogar Kapitalerträge leiden zeitweise unter der Flaute.

Selbst wenn diese „neue Normalität“ zur Kenntnis genommen wird, behandelt man sie meist als etwas, auf das angeblich kein Staat und keine Regierung einen Einfluss hat – wie etwa nachlassendes Bevölkerungswachstum.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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