Ausgabe August 2016

Somalia in der Kriegsspirale

Am 10. September wird in Somalia ein neuer Präsident gewählt. Doch frei wird der Urnengang keineswegs sein – und auch nicht fair. Denn die Nachbarländer Äthiopien und Kenia versuchen hinter den Kulissen sicherzustellen, dass eine ihnen genehme Führung in Mogadischu übernimmt.

Wenn diese Wahlen dem ostafrikanischen Land also nicht die lang ersehnte Stabilität bringen, dann liegt das vor allem an der fortgesetzten äußeren Einmischung: Seit 1991 wird in Somalia unter Leitung der Vereinten Nationen, der USA und der Europäischen Union sowie der Nachbarstaaten politisch experimentiert. Die somalische Bevölkerung wird dabei kaum einbezogen, lieber trifft man Verabredungen mit wenig bis gar nicht legitimierten „starken Männern“.

Obendrein lernen die intervenierenden Mächte kaum aus Fehlern der Vergangenheit. Immer wieder verfolgen sie im Prinzip dieselben Ansätze von Staatsbildung und Terrorismusbekämpfung, die bisher die Lage nur verschlimmert haben. Eine Folge ist die massenhafte Flucht junger Menschen auch nach Europa.

Die Geschichte der Interventionen

Die Interventionen begannen mit dem Ende der Diktatur von General Mohamed Siad Barre. Er war erst von der Sowjetunion, dann von den USA gestützt worden, verlor aber im Januar 1991 seine Macht.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

»Deutsch-Südwest« unter Merz: Zurück zur Schuldabwehr?

von Henning Melber

Schon am Beginn des Ersten Weltkriegs musste Deutschland seinen „Platz an der Sonne“ räumen. Zuvor war das Kaiserreich kurzzeitig zur viertgrößten Kolonialmacht aufgestiegen, aber nun übernahmen die Kriegsgegner der Entente dessen okkupierte Territorien in Afrika und der Südsee.