
Bild: C.H. Beck
Mit keinem Ereignis zuvor ist den Europäern die Globalisierung so nahegerückt wie mit der massiven Ausweitung der Zuwanderung von Flüchtlingen ab 2015. Die Ursachen der heutigen Wanderungsbewegungen liegen in der Geschichte: Es ist eine Geschichte der Unterwerfung – und einer Jahrhunderte währenden europäischen Expansion. Dieser widmet sich Wolfgang Reinhard in seiner „Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415 bis 2015“.
Historischer Ausgangspunkt ist der Ehrgeiz dreier portugiesischer Königssöhne. Um sich den Ritterschlag zu verdienen, führten die Prinzen Duarte, Pedro und Henrique im August 1415 eine Expedition zur Eroberung der Hafenstadt Ceuta an der Mittelmeerküste Marokkos an. Ceuta war Endpunkt einer transsaharischen Karawanenroute, auf der Gold, Elfenbein und Sklaven nach Europa gelangten. Die Portugiesen setzten sich dort fest, Ceuta wurde ihr erster überseeischer Stützpunkt. In den folgenden acht Jahrzehnten erkundeten sie die Westküste Afrikas, umsegelten das Kap und etablierten in Südostasien das erste europäische Handelsimperium. Nicht zuletzt der Ceuta-Eroberer Henrique war dabei ein energischer Antreiber, besser bekannt als Heinrich der Seefahrer.
Das Jahr der Eroberung Ceutas ist in den Untertitel des Buches eingegangen. Doch Reinhards dramaturgischer Ausgangspunkt ist ein anderer.