
Bild: Rolf Nemitz (CC BY-SA 3.0)
In Berlin herrscht Götterdämmerung: Mit Frank Castorf und Claus Peymann verabschieden sich die beiden Matadoren der Berliner Theaterlandschaft in die wohlverdiente 68er-Rente. Und beide gehen – wen wundert’s – nicht ohne ein letztes Göttergrollen. „In Berlin ist es tatsächlich nicht zum Aushalten“, barmt Peymann nach 18 Jahren als gut dotierter Intendant des legendären „Berliner Ensembles“ am Schiffbauerdamm und wettert noch einmal gegen die „völlig unfähige“ Berliner Bürokratie und seinen Nachfolger am Berliner Ensemble, Oliver Reese, den „schnurrenden Stubenkater“.
Auch der Ur-Berliner Castorf, sogar 25 Jahre lang Intendant der nicht minder legendären „Volksbühne“ am Rosa-Luxemburg-Platz, lässt kein gutes Haar an seinem Nachfolger. Um dem verachteten Chris Dercon, seines Zeichens Kurator und Theaterwissenschaftler, aber auch gar nichts zu hinterlassen, wird erst der Schriftzug „Ost“ auf dem Volksbühnen-Dach und dann auch noch das legendäre „Räuberrad“ vor dem Theater demontiert.
Fest steht: Peymann und Castorf haben das deutsche Nach-89er-Theater radikal konträr geprägt, Peymann betulich werktreu, Castorf anarchisch werkfern. Dabei sind sie am Ende fast zu Parodien ihrer selbst geworden.