Ausgabe Februar 2017

Ein Kontinent in Unruhe: Asien vor Trump

Wohl keine Wahl der letzten Jahrzehnte hat in Asien derartige Irritationen ausgelöst wie jene Donald Trumps. In einem Interview mit dem Magazin „The Atlantic“ vertrat der Politikwissenschaftler Thomas Wright gar die Auffassung, dass keine andere US-Präsidentschaftswahl ein solches Potential hatte, die internationale Ordnung radikal zu verändern.[1] Diese Wahl sei nur mit der Parlamentswahl von 1932 in Deutschland zu vergleichen, die Adolf Hitler den Weg an die Macht ebnete – wobei Wright ausdrücklich betont, sein Vergleich beziehe sich nur auf die Radikalität des Politikwechsels. Keinesfalls wolle er Hitler und die Nazi-Ideologie mit dem politischen Programm Trumps vergleichen.

 Henry Kissinger hingegen, der auf einen Sieg Hillary Clintons gehofft hatte, sieht in Trumps Sieg durchaus auch eine Chance. Trumps Absage an die traditionelle Führungsrolle der USA in der Weltpolitik böte den Vereinigten Staaten die Möglichkeit, nicht mehr länger ihre Ressourcen zu überfordern.[2] Dass jedoch auch der ehemalige US-Außenminister über Trumps Politik sehr beunruhigt ist, zeigte seine Reise nach China unmittelbar nach Trumps Telefonat mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen – einem eminenten Bruch mit der bisherigen Ein-China-Politik der USA. In Peking riet Kissinger Chinas Führer Xi Jinping zu Gelassenheit und Zurückhaltung im Umgang mit dem neuen Präsidenten.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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