Ausgabe Juni 2017

Den Schmerz der Freiheit aushalten

Unter dem Eindruck des Terroranschlags auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ vor rund zwei Jahren verfasste der in Tel Aviv lehrende Psychologe und Philosoph Carlo Strenger eine Verteidigungsschrift der westlichen Werte. In seinem damaligen Buch mit dem Titel „Zivilisierte Verachtung. Eine Anleitung zur Verteidigung unserer Freiheit“ schlägt der renommierte israelische Intellektuelle vor, die Samthandschuhe in der Auseinandersetzung mit Feinden der offenen Gesellschaft abzustreifen. Die Kernbotschaft: Niemandes Grundannahmen dürften prinzipiell von rationaler Kritik ausgenommen sein. Demokratiefeindliches Gebaren – ob seitens religiöser Fundamentalisten, Populisten oder politischer Extremisten – dürfe nicht im Namen einer falsch verstandenen Toleranz hingenommen werden. Unter bestimmten Bedingungen lässt Strenger für die gute Sache der Verteidigung der westlichen Werte selbst eine dezidiert emotionale Ablehnung aufklärungsfeindlicher Positionen durchgehen. Eben diese streitbare, ablehnende Haltung nennt er „zivilisierte Verachtung“. 

In seinem neuesten Buch, „Abenteuer Freiheit“ betitelt, greift Carlo Strenger das gedankliche Leitmotiv – die Frage, wie die freiheitliche westliche Gesellschaft zu verteidigen sei – wieder auf.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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