Am 7. Januar dieses Jahres erschien der ägyptische Staatspräsident Abdel Fatah al-Sissi in der koptischen St.-Markus-Kathedrale im Kairoer Stadtteil Abasseya nahe der Innenstadt. Es war ein denkwürdiges, aber nicht ganz ungewöhnliches Ereignis. Im Staatsfernsehen sah man Sissi im herzlichen Gespräch mit Tawardros II., dem seit November 2012 amtierenden koptischen Papst. Die koptischen Christen feierten an diesem 7. Januar ihr Weihnachtsfest. Und die anwesenden Gläubigen feierten zugleich den Besuch des autoritär regierenden, muslimischen Generals und Staatsoberhauptes.
Der Präsident eines Landes, in dem der Islam Staatsreligion ist, zu Besuch bei den Christen? Nichts Ungewöhnliches in Ägypten, vor allem nichts Ungewöhnliches im Ägypten des Generals Sissi. Zwar leben Muslime und Christen – die etwa zehn Prozent der rund 83 Millionen Ägypter ausmachen – im Allgemeinen friedlich zusammen. Aber das herzliche Tête-à-Tête zwischen Staatsoberhaupt und koptischem Papst hat auch und vor allem eine machtpolitische Bedeutung. Denn die koptischen Christen gehören zu den zuverlässigen Unterstützern des muslimischen Herrschers.