Ausgabe Juli 2018

»Bild« gegen Merkel

Sollte es dieser Tage tatsächlich zum Ende der Ära Merkel kommen, kann sich vor allem einer der vielen journalistischen Büchsenspanner einen Orden von Markus Söder ans Revers heften lassen – nämlich Julian Reichelt. Seit Monaten lässt der neue „Bild“-Chefredakteur keine Gelegenheit aus, nur ein einziges Thema hochzuziehen, nämlich die Flucht und ihre Folgen. Ob beim Bamf-Skandal oder der Ermordung der 14jährigen Susanna in Wiesbaden, die Stoßrichtung ist immer dieselbe: Volle Kanne gegen Merkel und Co.!

Schon kurz nach der Bundestagswahl hatte „Bild“ per Petition („Unterschreiben Sie hier!“) gefordert: „Merkel soll Abschiebung zur Chefsache machen!“ und damit klar für eine harte Linie plädiert. Der absolute Höhepunkt der Kampagne war jedoch – welch Zufall – just der 14. Juni, der entscheidende Tag nach dem ergebnislosen Nachttreffen von Merkel und Seehofer, Söder und Bouffier im Kanzleramt. „Bild“ titelte auf Seite 1: „Asyl-Streit mit Seehofer. Merkel ganz allein. Nur drei Unions-Abgeordnete stellen sich hinter die Kanzlerin“. Und auf Seite 2 heißt es weiter: „BILD fragte alle Unions-Abgeordneten des Bundestags, ob sie FÜR oder GEGEN eine Zurückweisung von bereits registrierten Flüchtlingen sind.

Sie haben etwa 33% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 67% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema