Für Kolumbiens Noch-Präsident Juan Manuel Santos ist es eine bittere Niederlage: Rund anderthalb Jahre nach Abschluss des historischen Friedensvertrags zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla zieht nun mit Iván Duque ein erklärter Gegner des Abkommens in die Casa de Nariño, den Präsidentenpalast in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, ein. In der Stichwahl am 17. Juni setzte sich der Kandidat der rechtskonservativen Partei Centro Democrático mit 54 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen den linken Ex-Bürgermeister von Bogotá, Gustavo Petro, durch, der knapp 42 Prozent erhielt. Damit muss der Friedensnobelpreisträger Santos das Präsidentenamt an den Ziehsohn seines wohl erbittertsten Gegners, des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe, übergeben. Uribe war eine der Schlüsselfiguren in der Kampagne gegen den Friedensvertrag, die Santos beim Referendum im Oktober 2016 eine überraschende – wenn auch äußerst knappe – Niederlage bescherte.[1] Bei den Kongresswahlen im März dieses Jahres löste der Centro Democrático Santos‘ Partei als stärkste Kraft ab.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.