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In einem Café in einer typischen amerikanischen Universitätsstadt bekomme ich zufällig das Gespräch von zwei Mittzwanzigern mit: In gebildeter und selbstkritischer Manier beklagen sie den Zustand des Hochschulwesens, das heutzutage Fleiß und Arbeitsethik nicht mehr zu belohnen scheint. So stoßen sie immer wieder auf dieselbe Frage: Warum vier Jahre lang wie verrückt studieren, einen Studienkredit aufnehmen und anstrengende Nacht- und Wochenendjobs machen, wenn es dann da draußen quasi keine Aussicht auf Arbeit gibt? In den USA und einigen anderen Ländern müssen Studierende für ihre Ausbildung heftige Summen bezahlen – ohne jedoch dafür die hochwertige Bildung zu bekommen, die ihnen versprochen worden ist. Da die meisten Kurse nicht mehr von Professoren gegeben werden, sondern von Doktoranden oder Lehrbeauftragten, fühlen sie sich vom US-Bildungswesen betrogen.
Die Erfahrung dieser Studierenden verweist auf einen zentralen Widerspruch der neoliberalen Ökonomie. Im Zeitalter der Austerität steigern die Unternehmen ihre Gewinne nicht nur in den Wachstums-, sondern auch in den Krisenphasen. Heutzutage gilt das auch für Universitäten: Seit 2001 erlebten die amerikanischen Colleges einen bisher einzigartigen Zuwachs an Immatrikulationen um rund 5,1 Millionen Studierende, ein erheblicher Teil davon entfällt auf die Jahre nach der Finanzkrise von 2008.