Ausgabe Oktober 2018

Earth first: Der Preis des Lebens

Der extreme Sommer 2018 droht den Jahrhundertsommer 2003 in den Schatten zu stellen – und er wird sicher nicht der letzte seiner Art gewesen sein. Schließlich liegen in diesem Jahrhundert noch 81 weitere Sommer vor uns, von denen viele voraussichtlich noch weitaus heißer werden als der diesjährige. Die Ausnahme dürfte somit schon bald zur Regel werden und sich als Beginn eines endlosen Sommerjahrhunderts erweisen, in dem nichts mehr so sein wird, wie es einst war.

Die Erde ist heute schon dabei, in einen lebensfeindlichen Systemzustand überzugehen und die Schwelle zur Heißzeit unwiderruflich zu überschreiten. Eine im August 2018 erschienene internationale Klimastudie hat schwindende CO2-Senken und Rückkopplungen im Klima- und Erdsystem berücksichtigt und weist eindringlich auf die Gefahr eines Abrutschens in eine sich selbst verstärkende Erderwärmung hin, die auch bei Einhaltung der Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens drohen könnte. Es sei deshalb eine viel schnellere, entschlossene Minderung der Treibhausgasemissionen sowie die Sicherung und Erweiterung der biologischen CO2-Senken – wie etwa Wälder – notwendig. Andernfalls besteht die Gefahr eines dauerhaften Supertreibhausklimas mit 4 bis 5 Grad höheren Temperaturen als in der vorindustriellen Zeit und einem Meeresspiegelanstieg um bis zu 60 Meter.[1]

Unsere derzeitige Wirtschafts- und Lebensweise bedroht demnach das Leben von vielen Milliarden Menschen.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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