Ausgabe August 2021

Mauern der Ungleichheit

Die Rückkehr der befestigten Grenzen

Ein griechischer Soldat patrouilliert entlang des jüngst verstärkten Grenzzauns entlang der griechisch-türkischen Grenze, 18.6.2021 (IMAGO / NurPhoto)

Bild: Ein griechischer Soldat patrouilliert entlang des jüngst verstärkten Grenzzauns entlang der griechisch-türkischen Grenze, 18.6.2021 (IMAGO / NurPhoto)

Es gibt Gesellschaften, die können ohne Mauern kaum existieren. Die DDR war so eine „Mauergesellschaft“[1], die durch die Existenz einer stark gesicherten Grenze und die Verhinderung der freien Ausreise versuchte, das eigene Gesellschaftsmodell zu stabilisieren. Ähnlich wie das nordkoreanische Grenzregime war die von der DDR hochgezogene und als „antifaschistischer Schutzwall“ deklarierte innerdeutsche Grenze eine Einschlussgrenze, richtete sich vornehmlich auf die eigene Bevölkerung. Die Mauer wurde vor sechzig Jahren, am 13. August 1961, errichtet, um die Abwanderung hunderttausender gut ausgebildeter Menschen Richtung Westen zu verhindern, und sie kam zu Fall, als die Ausreisebewegung in der DDR immer weiter anschwoll, der Wunsch nach Reisefreiheit immer stärker wurde und DDR-Flüchtlinge in Massen dem eigenen Land den Rücken kehrten – über die österreichisch-ungarische Grenze oder indem sie Zuflucht in der Prager Botschaft der Bundesrepublik Deutschland suchten. „Die Mauer ist offen, das ist das Ende der DDR“, so prophezeiten hellsichtige Kommentatoren schon in der Nacht des 9. November 1989.

Der Fall der Berliner Mauer im Herbst 1989 ist für Deutsche und Europäer ein unerwartetes wie beglückendes Ereignis gewesen, das Hoffnung auf eine von Umzäunungen und Sperranlagen befreite Welt nährte. Mauern als Bauwerke der Trennung sollten der Vergangenheit angehören. Und in der Tat: Nach der historischen Zäsur von 1989 ff. waren weltweit nur noch knapp ein Dutzend fortifizierte Grenzen – also dauerhaft errichtete, in der Regel armierte, von Soldaten gesicherte und aus Beton gegossene Bauwerke – übriggeblieben, was so manchen glauben ließ, das Zeitalter der Abschottung durch Mauerbauten sei endgültig vorbei. Einen zusätzlichen Schub bekam dieser Optimismus durch die Dynamik der Globalisierung, die häufig als Entgrenzung verstanden wurde, manche sahen schon eine „atopische Gesellschaft“[2] aufziehen, also eine Gesellschaft, die ihre territorialen Begrenzungen radikal aufhebt. Nicht nur galten die globale Mobilität von kulturellen Gütern, Kapital und Waren als „grenzbrechend“, auch menschliche Mobilität und Migration seien kaum noch durch Grenzen aufzuhalten, die Kraft der Globalisierung erzwinge Öffnungen geradezu. Die Rede von der Globalisierung beinhaltete das Versprechen einer zunehmenden Grenzporosität und der Veralltäglichung grenzüberschreitender, transnationaler Erfahrungen. „Grenzen sind so 80er“, plakatierte die Piratenpartei in deutschen Fußgängerzonen zur Europawahl 2014 gewollt zeitgeistig.

Dieser Spruch ging zu diesem Zeitpunkt aber schon wieder an der Realität vorbei, war mehr Wunsch als Wirklichkeit: Nicht nur beschränken Grenzen unsere Handlungs- und Mobilitätsmöglichkeiten immer noch, seit der Jahrtausendwende können wir ein geradezu inflationäres Aufleben stark gesicherter Mauergrenzen beobachten. Mauern als „harte Grenzen“ liegen im Trend. In den 1950ern wurden nur zwei Grenzen errichtet, die in die Kategorie der sehr stark gesicherten Grenzen fielen. Danach stieg diese Zahl bis in die 1980er allmählich an, bis sie nach dem Zerfall der Sowjetunion etwas sank. Seit den Nullerjahren wurden dann aber mehr sogenannte fortifizierte Grenzen errichtet als in den fünf Dekaden davor.[3] Élizabeth Vallet, Geographin an der University Quebec-Montreal, taxiert die Zahl der Border Walls für November 1989 auf 12, für 2018 schon auf insgesamt 72.[4] Eine andere Studie spricht von mindestens 45 Grenzmauern und 56 gesicherten Grenzzäunen weltweit, wobei hier die während der „europäischen Flüchtlingskrise“ errichteten Grenzbefestigungen noch nicht in die Zählung eingegangen sind.[5]

Die Abgrenzung vom bedrohlichen Anderen

Man kann Grenzmauern als „Raumtrenner“ mit großer symbolischer, kognitiver und politischer Wirkung verstehen. Betonwände, Wachtürme, Maschendrahtzäune und Sperrwerke geben dem staatlichen Kontroll- und Machtanspruch auf territoriale Kontrolle eine physisch-materielle Realität. Sie sind Manifestationen staatlicher Autorität, die am Ort der Grenze konzentriert werden, weil sie dort besondere Sichtbarkeit entfalten. Zugleich spricht ihr architektonisches Design die Sprache der Abwehr und Verteidigung, indem es sich territorial ausrichtet und Räume umschließt.[6] Konkret geht es um die Markierung und Verteidigung territorialer Souveränität, um den Ausschluss von ungewollten Migrantinnen und Migranten, um die Durchsetzung geopolitischer Interessen und nationaler Schutzbedürfnisse und auch um die symbolisch-politischen Funktionen des „Othering“, die gezielte Schaffung einer Andersartigkeit.

In der Forschung zur Aufrüstung durch Mauern und Grenzbarrieren wird immer wieder betont, dass diese Bauwerke eine spezifische symbolische Ordnung des „Davor“ und des „Dahinter“ erzeugen. Mauern versperren die Sicht und vermitteln der kollektiven Psyche das Gefühl, abgetrennt und geschützt zugleich zu sein. Raumtrennungen durch Mauern stellen zudem die territoriale Absonderung des Anderen auf Dauer: Alles, was sich hinter der Mauer befindet, kann kategorisch als fremd und bedrohlich klassifiziert werden. Donald Trump hat diese Motive auf wenig subtile, ja geradezu bösartige Weise immer wieder bedient, indem er die Mexikaner als Drogendealer, Kriminelle und Vergewaltiger denunzierte, gegen die sich der von ihm angestrebte Mauerbau richte. Bedrohung, Fremdheit, Minderwertigkeit, Nicht-Zugehörigkeit sind die Assoziationskontexte von Mauergrenzen. In der Mauer finden damit sowohl Schutz- und Sicherheitsbedürfnisse als auch rassistische und nativistische Haltungen ihre materiale Form.

Traditionelle Befestigungsanlagen wie Forts fungierten oft als Außenposten in einer feindlich wahrgenommenen Umwelt, außerhalb der Umfriedung befand sich die unzivilisierte Wildnis oder der Gegner. Eine ähnliche dichotomische Ordnung kann auch durch Mauern hergestellt werden: Die Zone der Sicherheit und Zugehörigkeit grenzt sich von einer als different und damit bedrohlich gekennzeichneten Umwelt ab und schafft eine Andersartigkeit dessen, was sich hinter der Grenze befindet. Die Errichtung von Grenzzäunen und der Bau von Grenzmauern markieren Differenzen nicht nur objektiv, sondern auch in den kognitiven Wahrnehmungen und den Ordnungsbildern dieser Welt, wobei die Militarisierung der Grenze dazu beitragen kann, dass der oder die „Andere“ immer weniger in seinem oder ihrem Menschsein und immer mehr als potentielle Bedrohung verstanden wird. Mauergrenzen erzeugen kategoriale Formen von Unterschiedlichkeit.

Politisch fungieren Mauerbauten oft als gezielt eingesetztes Antidot einer diskursiv erzeugten Gefährdungslage. Die Besuche von US-Präsident Trump bei Leistungsschauen großer Baukonzerne, die beim Auftrag für den Bau einer 10 bis 30 Meter hohen Mauer an der mexikanisch-amerikanischen Grenze Kasse machen wollten, sprechen Bände. Umschlossen zu sein, erzeugt Sicherheitsgefühle – aber paradoxerweise immer auch das Gegenteil, nämlich eine Atmosphäre der Gefährdung –, ganz unabhängig davon, ob sich damit wirklich die Gefahren von Terroranschlägen oder „ungesteuerte Zuwanderung“ minimieren lassen. Zugleich lässt sich über die Stilisierung der Grenzmauer zur alles entscheidenden Existenzfrage eine Art der Politisierung herstellen, die auf der Unterscheidung zwischen „uns“ und den „Anderen“ beruht und von bestimmten politischen Kräften zur Mobilisierung der eigenen Anhänger genutzt wird.

Die Mauer zur Schaffung von Freund-Feind-Unterscheidungen

Dabei ermöglicht die Mauer nicht nur nach außen, sondern auch nach innen Freund-Feind-Unterscheidungen: Gegner oder Skeptiker der Mauer können nun gleichfalls als Gefährder der Nation dargestellt werden. Zu beobachten ist das in Ungarn, seit Viktor Orbán den Bau eines „Südgrenzzauns“ an der Grenze zu Serbien forciert hat – ein immanenter Bestandteil seiner machtpolitischen Bestrebungen, die mit dem Rückbau demokratischer Errungenschaften und einer Vereinseitigung der politischen Kultur Ungarns einhergehen. Ähnlich wie Trump hat Orbán das Migrationsthema für den Aufbau einer Drohkulisse genutzt und sich als Retter gegen die „Invasion“ von Geflüchteten bzw. Migrantinnen und Migranten in Szene gesetzt. Es spricht Bände, dass die großformatigen Plakate unweit der Grenze, die den Geflüchteten nahelegen, wieder in ihre Heimatländer zurückzukehren, auf Ungarisch verfasst wurden, nicht auf Arabisch, Kurdisch oder Dari. Vor allem Orbáns Wählerinnen und Wähler sollten sie lesen können.

Diese bedeutsame symbolpolitische Aufladung von Mauern hat Wendy Brown als theatralisches „Grenzspektakel“ beschrieben, durch das der Staat seine eigentlichen Kontrollverluste kaschiere.[7] Sie diene zur Verschleierung der Tatsache, dass die Souveränität moderner Staatlichkeit durch Prozesse der Globalisierung und Entgrenzung längst erschüttert worden sei. Nicht die Omnipotenz des Staates samt seiner Wehrhaftigkeit fände in den neuen Grenzmauern und -zäunen ihren Ausdruck; vielmehr handele es sich um Ikonen der Schwäche, mithin Erkennungszeichen der Erosion staatlicher Souveränität. Tatsächlich darf man von der Höhe und Festigkeit einer Mauer nicht auf das Ausmaß staatlicher Souveränität und ihre Verschlusskraft schließen. Allerdings greift die These, Grenzmauern seien rein symbolischer Natur und daher tendenziell wirkungslos, viel zu kurz. Die Mauerbauten auf dem Globus sind, wohin man auch schaut, kraftvolle Instrumente der territorialen Separierung, aber auch der Filterung und Sortierung von Mobilität.

Die Filter- und Blockadewirkung von fortifizierten Grenzen für „Unwillkommene“ kann erheblich sein: An vielen dieser Grenzen kommt es zur Bildung von Lagern, die wiederum selbst grenztypische Infrastrukturen – zum Beispiel Umzäunungen – aufweisen, wobei sie nicht immer vor den Grenzen entstehen, sondern manchmal auch als Einstülpungen nach innen, wo sie dann besonderen rechtlichen Bedingungen unterworfen sind. An diesen Orten sammeln sich Menschen, werden zusammengeführt (dazu zählen auch Formen der Deportation und der Zwangszuführung) und dauerhaft „immobilisiert“. Sie leben hier unter prekären Existenzbedingungen, angefangen vom unklaren Rechtsstatus über polizeiliche und administrative Sonderbehandlung bis hin zu menschenunwürdigen sozialen und hygienischen Zuständen.[8]

Oft entstehen diese Orte aus Rückstau-, Absperr- oder Abweisungssituationen heraus, in denen die Grenzpassage verweigert wird, aber die Rückkehr aus vielerlei Gründen auch nicht möglich ist. Geschätzt leben aufgrund von Flucht, Vertreibung und Migration weltweit mehr als 10 Millionen Menschen in Flüchtlingslagern und informellen Siedlungen: burmesische Flüchtlinge in Thailand und Bangladesch, Menschen aus Venezuela in Kolumbien, Syrer in der Türkei, Somalis in Kenia, Afrikaner in Ceuta. Die politische und humanitäre Katastrophe des Flüchtlingscamps Moria auf der griechischen Insel Lesbos hat einer lange wegschauenden europäischen Öffentlichkeit vor Augen geführt, was an den Rändern der EU zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen geworden ist: das verzweifelte und kräftezehrende Ausharren „in limbo“, der Kampf ums Ankommen und Überleben.

Die Mauern um uns herum

Auf dem Höhepunkt des Streits zwischen der Trump-Regierung und den amerikanischen Demokraten um den Haushalt und die von Donald Trump vorgesehenen 5,7 Mrd. Dollar für den Bau einer Mauer zwischen den USA und Mexiko titelte die „New York Times“: „The real wall isn’t at the border. It’s everywhere, and we’re fighting against the wrong one.“[9] Die Botschaft des Artikels: Mauern hätten beim Schutz des Territoriums und bei der Begrenzung von Migration längst ihre Funktion verloren. Sie spielten eine immer geringere Rolle, weil neue, oft unsichtbare Barrieren wirkten und virtuelle Grenzen an Bedeutung gewonnen hätten. Die Versuche Trumps, die Demokraten als diejenigen darzustellen, denen die nationale Sicherheit und der Schutz vor unkontrolliertem Zustrom von Migranten nicht am Herzen liege, konterten diese: Mauern seien Bauwerke des Mittelalters, kurz „a 4th century solution to a 21st century problem“ – „eine Lösung aus dem vierten Jahrhundert für ein Problem aus dem 21. Jahrhundert“.

Dass Mauern angesichts neuer technologischer Möglichkeiten der Grenzsicherung- und Grenzkontrolle nun aber bald verschwinden werden, zeichnet sich nicht ab. Wir haben ein Nebeneinander von forcierter Öffnung, neuer Fortifizierung und einer Technologisierung der Grenze, was darauf hinweist, dass wir es weder mit einer einfachen Öffnung noch mit einer einfachen Wiederkehr der Mauer zu tun haben, sondern mit einem komplexen Prozess der Transformation der Grenze. Was aber ist dabei die Funktion der Mauergrenze? Wo findet man sie überhaupt? Um darauf eine Antwort zu geben, haben wir an der Berliner Humboldt-Universität eine Erhebung der Grenzinfrastrukturen im globalen Maßstab vorgenommen.[10] Welche Grenzinfrastrukturen gibt es weltweit, wie verteilen sie sich und durch welche Faktoren sind sie bestimmt? Unter Ausschluss von Kleinstaaten und abhängigen oder nicht anerkannten Territorien beträgt die Grundgesamtheit aller Landgrenzen weltweit 630, die sich nach genauer Analyse in fünf Kategorien unterteilen lassen. Die schwächste Grenze ist die von uns so bezeichnete Niemandslandgrenze, die sich in der Regel in schwer zugänglichen, nur dünn besiedelten Gegenden befindet und die staatlicherseits „natürlich“ belassen wird, weil sie entweder politisch bedeutungslos ist oder die staatlichen Kapazitäten schlicht nicht ausreichen, um eine umfassende Grenzsicherung durchzusetzen. Der Anteil dieser Grenzen an allen Landgrenzen beträgt acht Prozent.

Grenzsteingrenzen sind demgegenüber zwar markiert, wurden in der Regel im Zuge von regionalen Integrationsprozessen aber aktiv abgebaut. Der Schengen-Raum ist das bekannteste Beispiel für die Deinstitutionalisierung von Grenzen und den Rückbau von Grenzkontrollanlagen. Weltweit lassen sich etwa 12 Prozent – insgesamt 77 – aller Grenzen so klassifizieren.

Die nächste Stufe sind mit etwa 60 Prozent der untersuchten Grenzen die Kontrollortgrenzen (checkpoint borders). Hier konzentriert sich das Grenzgeschäft auf die Grenzübergänge, die durch sich verbreiternde, oft mehrspurige Zufahrten auf Kontrollstationen charakterisiert sind. Mobilität wird auf die Übergänge gelenkt, wo die Kontrolle der Ausweisdokumente erfolgt.

Unter richtig harten Grenzen verstehen wir vor allem zwei, nämlich zum einen Barrieregrenzen, die neben Übergängen physische Hindernisse wie Zäune oder Gräben aufweisen, wobei diese nicht notwendigerweise über den gesamten Grenzverlauf verteilt sind. Schließlich gibt es zum anderen die bereits diskutierten, durch Mauern, Zäune, Wälle und Stacheldraht bewehrten fortifizierten Grenzen, die in der Regel den gesamten (morphologisch zugänglichen) Grenzverlauf abdecken und Grenzüberschreitungen jenseits der offiziellen Eintrittsorte unterbinden sollen. Typisiert man nun die Gesamtzahl aller Landgrenzen nach dieser Klassifikation, dann lassen sich etwa ein Fünftel der Grenzen – 130 insgesamt – als Barrieregrenzen oder als fortifizierte Grenzen klassifizieren.

 

Sortiermaschinen: Die selektive Durchlässigkeit von Grenzen

Fortifizierte Grenzen sind zwar ein globales Phänomen, aber sie entstehen nicht überall, schon gar nicht überall gleichermaßen. Interessanterweise sind sie besonders häufig auf dem asiatischen Kontinent anzutreffen. 40 Prozent aller Landgrenzen dort weisen Merkmale der Fortifizierung auf oder sind zumindest Barrieregrenzen. In Europa sind es immerhin noch 16 Prozent aller Grenzen, in Afrika und Nord- und Südamerika trifft das auf jede zehnte Grenze zu. Zugleich gilt, dass an den Nahtstellen zwischen globalem Norden und globalem Süden häufig Mauergrenzen zu finden sind, also dort, wo sehr ungleiche Wohlstandsniveaus und Lebensverhältnisse aufeinandertreffen. Allerdings ist augenfällig, dass es keine einfache Wahlverwandtschaft zwischen einem politischen oder ökonomischen System und der Art der Grenzgestaltung zu geben scheint: Mauergrenzen finden sich in autoritären wie in demokratischen Staaten, in gefestigten Staaten wie in „failed states“, im globalen Norden und im globalen Süden sowie in reichen und in armen Ländern.

Mauern werden zwar immer als Chiffre der Abschottung oder sogar der Versiegelung von Territorien gesehen, aber nur die wenigsten Mauerwerke an Grenzen sind wirklich undurchlässig. Das gilt selbst für stark abgeschottete Territorien: Sogar an der als unüberwindlich geltenden Grenze zwischen Nord- und Südkorea gibt es Besucherzentren. Zu Zeiten der Berliner Mauer war der für seine vielen Abschiedsszenen bekannte „Tränenpalast“ in Berlin die zentrale Ausreisehalle zur Fahrt in den Westteil der Stadt. Und auch die konfliktreiche Grenze zwischen Indien und Pakistan – es gibt nur einen Grenzübergang, Visa sind sehr schwer zu bekommen – weist neuerdings eine interessante Form der Durchlässigkeit auf. Ironischerweise am 30. Jahrestag der Öffnung der Berliner Mauer, am 9. November 2019, wurde zwischen beiden Staaten ein Grenzkorridor geschaffen, der es Indern erlaubt, ohne Visum einen vier Kilometer von der Grenze entfernten Schrein in Pakistan zu besuchen. Dazu wurden eigens ein Autobahnabschnitt und ein Passagierterminal gebaut, die eine schnelle Abfertigung von bis zu 5000 Reisenden am Tag erlauben. Die Besucher dürfen tagsüber bleiben, die gesamte Zone wird kontrolliert und bewacht. Die Mauergrenze zementiert daher zwar die Separierungsfunktion der Grenze, geht aber nicht in ihr auf. Auch die meisten Border Walls besitzen Grenzübergänge und erlauben grenzüberschreitenden Verkehr – die Mauergrenze ist zumeist eine teildurchlässige Grenze. Sie wird in vielen Fällen sogar von tausenden, manchmal zehntausenden Pendlern und Touristen überquert, einige dieser Mauergrenzen gehören sogar zu den hochfrequentierten Grenzen dieser Welt. Die Mauergrenze verkörpert damit zwar eine drakonische Architektur der Schließung, richtet sich aber meistens nicht gegen alle, sondern nur gegen bestimmte mobile Gruppen.

In überwiegender Zahl sind die neuen Mauern und Zäune damit Sortiermaschinen, die effektiv zwischen erwünschten und unerwünschten Grenzüberschreitungen unterscheiden sollen. Die bauliche Gestalt soll ungewollte Grenzpassagen verhindern, andere Formen des grenzüberschreitenden Verkehrs sind weiter möglich, werden oft sogar gewollt. Es geht also weniger um die Selbstisolation eines Territoriums als vielmehr um eine spezifische Verknüpfung von Fortifizierung und Mobilität mit einem mehr oder weniger engen Durchlauf.[11] Somit ist auch die fortifizierte Grenze zumeist eine mindestens teildurchlässige Grenze, manchmal – man denke an den Zaun zwischen Ungarn und Serbien, der als Reaktion auf den unkontrollierten Übertritt von Geflüchteten errichtet wurde – ändert sie für die grenzüberschreitende Mobilität unmittelbarer Nachbarn sogar nur wenig, für andere Gruppen versperrt sie den Weg hingegen erheblich. Das Gros der Staaten unterhält Mauern als Filtergrenzen, um die Vorteile grenzüberschreitenden Austausches einstreichen zu können und andere Formen der Mobilität mit einer Barriere aufzuhalten. Nur in Fällen staatlicher Rivalität oder ungelöster Territorialkonflikte sind Mauergrenzen auch Schließungs- oder Abschottungsgrenzen. Hier kommt ihnen oftmals auch eine militärische Funktion zu.

In der wissenschaftlichen Literatur wird mitunter das Kürzel CTA – es steht für Clandestine Transnational Actors – verwendet, um die Formen der unerwünschten Grenzüberschreitung zu bündeln, auf die die neuen Mauern, Wälle und Zäune reagieren sollen.[12] Im Grunde handelt es sich dabei um einen unpräzisen Begriffskorb, in dem so unterschiedliche Phänomene wie transnationaler Terrorismus, grenzüberschreitender Menschenhandel, Drogenschmuggel und der illegale Grenzübertritt von Menschen in Armut und Not zusammengeworfen werden. Über 90 Prozent der offiziell angegebenen Gründe für den Bau von Grenzmauern verteilen sich auf Fragen der Sicherheit (29 Prozent), Immigration (42 Prozent) und des „Schmuggels“ (20 Prozent).[13] In diesen vagen Motiven verdichtet sich die Perspektive eines Staates, der mit der eigenen Grenzpolitik alle unerwünschten Grenzüberschreitungen zu verhindern sucht.

Die tatsächliche Wirkung hochgerüsteter und bewehrter Grenzbauten wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Janet Napolitano, in der Obama-Regierung Ministerin für Innere Sicherheit, hat einmal gesagt: „Show me a 50-foot wall, and I‘ll show you a 51-foot ladder.” – „Zeigen Sie mir eine 50 Fuß hohe Wand und ich zeige Ihnen eine 51 Fuß hohe Leiter.“[14] Mit anderen Worten: Die staatlichen Bemühungen, sich durch Mauerbauten abzuschotten, laufen den Möglichkeiten, Mauern zu umgehen oder zu überklettern, notorisch hinterher. Ebenso wird argumentiert, dass Mauern irreguläre Migration kaum verringern können, da viele irreguläre Migrantinnen und Migranten zumeist sowieso erst einmal regulär einreisen und nach Ablauf des Visums später einfach bleiben würden. Allgemein fällt eine Bewertung der Wirksamkeit fortifizierter Grenzen auch deshalb schwer, weil Mauern selten als Einzelmaßnahme errichtet werden, sondern im Paket mit weiteren militärischen, grenzpolizeilichen und migrationspolitischen Maßnahmen auftauchen, so dass nicht klar ist, worauf die Effekte genau zurückzuführen sind. Jüngere Forschungen geben zumindest Indizien dafür, dass die Existenz von Mauern und Zäunen einen abschreckenden oder abmildernden Effekt auf grenzüberschreitende terroristische Ereignisse haben könnte, aber auch hier wäre eine Reihe anderer Faktoren zu berücksichtigen.[15]

Mauergrenzen als Wohlstandsgrenzen

Wovon hängt es nun aber konkret ab, ob an einer Grenze eine Mauer gebaut wird oder nicht? Die maßgeblichen Gründe für harte Grenzbauten sind polit-ökonomischer, nicht im engeren Sinne sicherheitspolitischer und noch weniger kultureller Natur. Mauergrenzen entstehen selten an „Kulturgrenzen“, sondern vor allem dort, wo sich Wohlstandsgefälle auftun. Andere Gründe für den Bau von Mauern wie Geopolitik oder eskalierende politische Konflikte gibt es natürlich auch, aber sie sind im Verhältnis weniger gewichtig.[16] Je ungleicher die benachbarten nationalstaatlichen Räume sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die wohlhabendere Seite durch Grenzüberschreitungseffekte negativ tangiert sieht und versucht, das eigene Territorium davor zu schützen. Umgekehrt finden wir den Rückbau von Grenzinfrastrukturen vor allem dort, wo es wenig ökonomische Disparitäten gibt.

Allerdings erklären sich Ungleichheitsmauern nicht ausschließlich aus dem Verhältnis zweier Nachbarländer, sondern können sich auch auf andere, weiter entfernte Räume und Ereignisse beziehen, die Mobilität auslösen. Ulrich Beck hat eindrücklich argumentiert, dass sich die Ungleichheitsfrage unter den Bedingungen von Globalisierung entgrenzt und nicht mehr am nationalen Gartenzaun aufhört.[17] Daraus erwachsen neue Strategien des Ungleichheitsmanagements. Wenn Globalisierung bedeutet, dass unterschiedliche und entfernte Orte miteinander verbunden werden und aufeinander reagieren, so sind die neuen Mauern also unbedingt ein Teil von ihr. Mauern sind demnach, so könnte man sagen, die Kollateralbauwerke der Öffnungsglobalisierung, mit Hilfe derer Ungleichheitsschwellen stabilisiert und reproduziert werden (sollen).

So folgt der ungarische Grenzzaun vordergründig zwar einer klassischen Separierungslogik mit Blick auf das serbische Territorium, fügt sich bei genauerer Betrachtung aber in Entwicklungen des EU-Grenz- und Migrationsmanagements ein, ohne die er 2015 nicht gebaut worden wäre. Er ist eine Reaktion unter anderem auf eine humanitäre Krise in Syrien, ein hochproblematisches Dublin-Abkommen und ein prekäres politisches Verhältnis zwischen der EU und der Türkei.[18] Für die Geflüchteten auf der Balkanroute stellt der Grenzzaun zwischen Serbien und Ungarn nur eines der vielen Hindernisse auf dem Weg in ein Zielland dar. Es handelt sich um eine Grenze, die in eine überregionale, wenn nicht gar globale Konstellation eingebettet ist: um ein Teil einer ganzen Grenzkaskade, bei der Fragen der globalen Ungleichverteilung von Lebenschancen eine erhebliche Rolle spielen.[19]

»Smarte« Sortiermaschine: Die Entwicklung der technologisierten Grenze

Die neue Grenzmanagementstrategie des Mauerbaus kann als unmittelbare Reaktion auf die durch Globalisierung induzierte Steigerung der Zirkulation von Personen und Gütern über Grenzen hinweg verstanden werden. So spricht einiges dafür, die Aufrüstung der Grenzanlagen in Zeiten der Globalisierung als „Gegenbewegung zum bereits erfolgten Ausmaß an Öffnung und den Bedarf nach erneuter Schließung“[20] zu interpretieren. Allerdings: Nur in seltenen Fällen bedeutet Schließung ein unmittelbares Zurücknehmen von erreichter Öffnung, da auch die meisten Mauergrenzen passiert werden können. Das gleichzeitige Auftreten von Fortifizierung und Grenzüberschreitung ist eher das Ergebnis einer Dialektik von Öffnung und Schließung. Aus meiner Sicht sind beide Elemente sogar ko-konstitutiv: Mauern und Öffnungsglobalisierung scheinen in einer nur auf den ersten Blick überraschenden Mesalliance zusammenzugehen. Ganz anders als oft unterstellt, zieht die intensivierte Zirkulation von Gütern und Personen keine einseitige Grenzöffnung nach sich, sondern verursacht zugleich selektive Grenzschließung. An den Mauergrenzen werden Sortiervorgänge umgesetzt, die auf die Trennung zwischen erwünschter und unerwünschter Mobilität ausgerichtet sind, wobei sich dahinter unterschiedliche Bewertungen von ökonomischem Nutzen, Risikoklassifikationen oder auch rassistische Codierungen verbergen können.

Der Mauerbau ist beileibe nicht die einzige Veränderung an den internationalen Grenzen. Es finden sich vielfältige Metamorphosen der Grenze, die alle dem Ziel dienen, Grenzdurchlässigkeit mit Schließung und Kontrolle zu verbinden. Mauerwerke sind also nur eine Komponente eines viel umfassenderen Umbaus der Grenze, wie wir sie kannten. Neue Infrastrukturen, neue Kontrollorte und neue Technologien werden genutzt, um immer effektiver Unterscheidungen vorzunehmen und selektiv zu öffnen oder zu schließen. Unter den Bedingungen der Globalisierung gibt es keine pauschale Grenzöffnung, sondern ein Mehr an Selektivität. Gute und schlechte, erwünschte und unerwünschte, risikoarme und risikoreiche Personen sollen durch Grenzpraktiken und -technologien immer genauer unterschieden werden, die Grenze wird zur globalen Sortiermaschine umgebaut.

Um diese Filtervorgänge herzustellen, werden nicht nur Mauern errichtet, sondern die Grenze wird langfristig zur smart border, einer technologisierten Grenze, die immer genauer zwischen unterschiedlichen Personen zu unterscheiden vermag. Durch biometrische Erkennung und den Zugriff auf immer umfangreichere Datenspeicher entsteht eine big border, die die Person biometrisch eindeutig identifiziert und durch Scoringverfahren eine Risikoklassifikation herstellt. In nicht allzu ferner Zukunft werden wir den papiernen Pass nicht mehr brauchen, unser Gesicht wird, sofern positiv klassifiziert, die Grenzschleusen öffnen. Zugleich wird die Grenzkontrolle in Herkunfts- und Transiträume verlagert, so dass es unerwünschten Reisenden immer schwerer fällt, überhaupt aufzubrechen. Die Grenze verlässt den territorialen Saum und wandert auf die mobilen Personen zu, ist also eine ortsveränderliche Grenze.

Für die erwünschten Reisenden wird sich die Grenze wie eine gläserne Kaufhaustür fast unmerklich öffnen und nach dem Durchlaufen wieder schließen, für andere wird es schwieriger werden, Grenzen zu überschreiten. Die Grenze als Sortiermaschine sorgt dafür, dass Mobilität und Immobilität zugleich entstehen. Wie hat der Soziologe Zygmunt Bauman einmal treffend mit Blick auf die Globalisierung formuliert: „Some inhabit the globe, others are chained to place.“ – „Manche bevölkern den Globus, andere sind an einen Ort gekettet.“[21]

Der Beitrag basiert auf einem Kapitel des Buches „Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert“, das soeben im C.H. Beck Verlag erschienen ist.

[1] Vgl. Frank Wolff, Die Mauergesellschaft, Berlin 2019.

[2] Vgl. Helmut Willke, Atopia. Studien zur atopischen Gesellschaft, Frankfurt a. M. 2001.

[3] Vgl. Ron E. Hassner und Jason Wittenberg, Barriers to Entry: Who Builds Fortified Boundaries and Why?, in: „International Security“, 1/2015, S. 157-190.

[4] Die Zählweise in den unterschiedlichen Studien variiert, da keine einheitliche Definition der Mauergrenze existiert. Zudem ist nicht in allen Fällen die gesamte Grenzlinie zwischen zwei Territorien bebaut (siehe etwa den Fall USA-Mexiko). Élisabeth Vallet, State of Border Walls in a Globalized World, in: Andréanne Bisonette und Élizabeth Vallet (Hg.), Borders and Border Walls. In-Security, Symbolism, Vulnerabilities, London, New York 2021, S. 7-24; sowie Élisabeth Vallet (Hg.), Borders, Fences and Walls: State of Insecurity?, London 2016.

[5] Vgl. Nazli Avdan, Visas and Walls. Border Security in the Age of Terrorism, Philadelphia 2019.

[6] Vgl. Derek S. Denman, On Fortification: Military Architecture, Geometric Power, and Defensive Design, a. a. O.

[7] Vgl. Wendy Brown, Walled States. Waining Souvereignity, New York 2010.

[8] Vgl. Katharina Inhetveen, Die Politische Ordnung des Flüchtlingslagers. Akteure-Macht-Organisation. Eine Ethnographie im südlichen Afrika, Bielefeld 2010.

[9] Zu Deutsch: „Die echte Mauer steht nicht an der Grenze. Sie ist überall und wir kämpfen gegen die falsche.“ Vgl. www.nytimes.com, 26.1.2019.

[10] In einem Projekt mit dem Titel „Die Grenzen der Welt“, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Re-Figuration von Räumen“ (Projektnummer 290045248 – SFB 1265).

[11] Vgl. Derek S. Denman, On Fortification: Military Architecture, Geometric Power, and Defensive Design, in: „Security Dialogue“, 2-3/2020, S. 231-47, hier S. 233.

[12] Vgl. Peter Andreas, Redrawing the Line: Borders and Security in the Twenty-First Century, in: „International Security“, 2/2003, S. 78-111.

[13] Élisabeth Vallet, State of Border Walls in a Globalized World, a. a. O., hier S. 11.

[15] Vgl. Nazli Avdan und Christopher F. Gelpi, Do Good Fences Make Good Neighbors? Border Barriers and the Transnational Flow of Terrorist Violence, in: „International Studies Quarterly“, 1/2017, S. 14-27.

[16] Vgl. Fabian Gülzau und Steffen Mau, Walls, Barriers, Checkpoints, and Landmarks. A Quantitative Typology of Border Control Infrastructures, in: „Historical Social Research“, i. E.

[17] Vgl. Ulrich Beck, Die Neuvermessung der Ungleichheit unter den Menschen. Soziologische Aufklärung im 21. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 2008.

[18] Vgl. Kristina Korte, ‚Who Is the Animal in the Zoo?‘ Fencing in and Fencing out at the Hungarian-Serbian Border. A Qualitative Case Study, in: „Journal of Borderlands Studies“, 2020, S. 1-22.

[19] Ebd.

[20] Markus Schroer, Räume der Gesellschaft. Soziologische Studien, Wiesbaden 2019, S. 260.

[21] Zygmunt Bauman, On Glocalization. Or Globalization for Some, Localization for Others, in: „Thesis Eleven“, 1/1998, S. 37-49, hier S. 45.

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