
Bild: Proteste gegen den Militärputsch in Mandalay/Myanmar, 6.3.2021 (IMAGO / UIG)
Als Myanmars Generäle um Min Aung Hlaing vor etwas mehr als einem Jahr, am 1. Februar 2021, putschten, hatten sie sicher nicht mit dem bis heute anhaltenden Widerstand der Zivilbevölkerung gerechnet. In den ersten Wochen nach dem Staatsstreich ließ das Tatmadaw, wie das Militär in Myanmar genannt wird, die friedlichen Proteste noch gewähren. Aber schon Anfang März erteilte es den Soldaten den Schießbefehl und geht seither mit äußerster Brutalität gegen die Demonstrierenden vor. Mittlerweile sind mehr als 1500 Menschen getötet worden, rund 12 000 wurden verhaftet.[1]
Die abgesetzte De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und weitere hohe Funktionäre wie der ehemalige Präsident Win Myint stehen unter Hausarrest und werden mit Klagen überzogen. Die offensichtlich politisch motivierten Anklagepunkte umfassen den illegalen Import von Walkie-Talkies, Verstöße gegen das Seuchenschutzgesetz, Korruption und Wahlbetrug. In einem ersten Prozess Ende 2021 wurden Aung San Suu Kyi und Win Myint je zu vier Jahren Haft verurteilt, woraufhin General Min Aung Hlaing persönlich die Strafe halbierte. In einem weiteren Prozess im Januar 2022 wurden gegen die Friedensnobelpreisträgerin zusätzliche vier Jahre Haft verhängt, insgesamt drohen ihr weit über hundert Jahre Gefängnis.
Dennoch haben es die Militärmachthaber bislang nicht geschafft, Myanmar unter ihre Kontrolle zu bringen, weder die öffentliche Verwaltung noch das Land in der Fläche.