
Bild: Rude Girl. Birgit Weyhe, Cover: avant-verlag
Die Comickünstlerin Birgit Weyhe ist eine sehr genaue Beobachterin ihrer Umwelt. Sie braucht nur wenige prägnante Worte und Bilder, um die kleine Universitätsstadt im Mittleren Westen der USA, in der sie sich für eine Gastdozentur aufhält, auf den Begriff zu bringen: Mehr Kirchen als Supermärkte. Im Supermarkt Waffen, aber kein Alkohol. Ohne Führerschein läuft nichts. Langeweile und freundliches Desinteresse der Menschen.
Für ihre Arbeiten, in denen sich die 1969 in München geborene und in Uganda und Kenia aufgewachsene Künstlerin unter anderem mit der Aufarbeitung der deutsch-afrikanischen Beziehungen beschäftigt, ist Weyhe vielfach ausgezeichnet worden, beispielsweise 2016 mit dem Max und Moritz-Preis des Comic-Salons in Erlangen. Auch ihr Comic „Madgermanes“, der das Schicksal der Vertragsarbeiter aus Mosambik behandelt, die in der DDR ausgebildet werden sollten, tatsächlich aber vor allem ausgebeutet wurden, erntete viel Lob. Einfühlsam beschreibt sie, wie sich die Zurückgekehrten nach den Jahren in Deutschland in ihrer Heimat fremd fühlen. Und so reagiert Weyhe zunächst gereizt und beleidigt, als ihr während ihres USA-Aufenthalts bei einer Buchvorstellung aus dem Publikum „kulturelle Aneignung“ vorgeworfen wird. Sie habe nicht das Recht, über mosambikanische Menschen zu schreiben, das wäre Ausbeutung. Na, wenn das so ist: „In Zukunft werde ich nur noch über mittelalte weiße Frauen aus Norddeutschland schreiben.