Zur Lage der Roma in Südosteuropa
Im Kontext des sozialistischen Nationalitätengefüges spielen Roma eine besondere Rolle, da sie in fast allen Ländern Osteuropas zahlenmäßig große Minderheiten stellen (etwa 800 000 bis 1 Million in Jugoslawien, Bulgarien, Ungarn, der Tschechoslowakei, 2 Millionen in Rumänien, 1/2 Million in der Sowjetunion und 50 000 in Polen), ohne jemals als Nationalität anerkannt worden zu sein. Sie wurden als soziale Randgruppe betrachtet und die Politik ihnen gegenüber schwankte zwischen Gleichgültigkeit und Aggression. Die mit dem Nationalitätenstatus verbundene kollektive Anerkennung als Volk mit eigener Kultur und Geschichte, Recht auf Selbstorganisation, Repräsentanz in Verwaltung und Politik, öffentlicher Kulturausübung und muttersprachlichem Bildungswesen wurde ihnen nicht - wie anderen Völkern - zunächst zuerkannt, dann ideologisch beschnitten, unterdrückt und verboten, sondern generell verweigert. Diese strukturelle Diskriminierung war gepaart mit weitreichender sozialer Verelendung und diversen Menschenrechtsverletzungen.
Während die Sinti seit Jahrhunderten im deutschsprachigen Raum beheimatet sind, leben die Roma - fast vollständig seßhaft und kulturell außerordentlich vielfältig - in osteuropäischen Ländern.