Am 26. November wurde Heinrich Fink, der im April 1990 gewählte Rektor der Humboldt-Universität in Berlin, fristlos entlassen, weil er, so die zuständige Behörde, als informeller Mitarbeiter für die Staatssicherheit "tätig gewesen" sei. Fink bestreitet diese Behauptung; belegen läßt sie sich nicht, weil die ihn betreffenden Akten im Dezember 1989 gelöscht worden sind. Was an Beweisen vorliegt, besagt nur, daß es eine Akte unter dem Decknamen "Heiner" gab und daß Fink als Theologe mit guten Kontakten zur Friedensbewegung und zum westlichen Ausland von der Stasi als wichtig angesehen wurde.
Ob die Kündigung mit rechtsstaatlichen Prinzipien vereinbar ist, muß sich zeigen; die Eile, mit der der Wissenschaftssenator vor der anstehenden Rektorwahl mit angeblich gesicherten Erkenntnissen aufwartete, ist eher verdächtig. Mich interessieren an diesem Fall zwei Fragen, die für den ganzen schmerzlichen Prozeß der Wiedervereinigung wichtig sind: Was ist und woran erkennt man einen IM, einen informellen Mitarbeiter der Stasi? Was bedeutet es, die Vergangenheit aufzuarbeiten: Die gegenwärtig laufenden Verfahren verletzen nach meiner Ansicht elementare Rechtsgrundsätze.