Plädoyer für eine andere Integrationspolitik der EG
"Sprengt die deutsche Einigung die Integration Westeuropas:" lautete, pointiert, die Überschrift einer Studie von Uwe Meinhardt und Klaus-Peter Weiner in Heft 8/1991. Die "europäische Stabilität der 80er Jahre beruhte auf einer Art hegemonialer Eingebundenheit der Bundesrepublik", die, heißt es dort, ihre Stärke "nur in der Eingebundenheit der EG entfalten" konnte. Heute hänge "die Zukunft der EG wesentlich von der Bereitschaft der Bundesrepublik ab, die Integration nicht nur zu erweitern, sondern auch zu vertiefen"; allerdings erweise sich, daß "die politische Klasse der Bundesrepublik ein gespaltenes Verhältnis zur westeuropäischen Integration" habe. Klaus Hänsch (MdEP) folgerte aus dem Spannungsverhältnis zwischen Erweiterung und Vertiefung (6/1991), die EG werde "eine breite Palette von Assoziierungs- und Kooperationsverhältnissen anbieten müssen, die geeignet sind, das gesamte Europa nach dem Prinzip der 'geometrie variable' um eine erweiterte EG herum zu gruppieren".
Verzicht auf Vertiefung liefe "auch den Interessen der Beitrittskandidaten zuwider, für die nur eine Gemeinschaft attraktiv ist, die funktionsfähig ist und sich nicht in Auflösung befindet".