Rückblick auf Utopia nach dem Ende des Realsozialismus
In Zeiten des Umbruchs wächst der Orienerungsbedarf. Schlagworte erobern blitzschnell die Publizistik. Theorien und Formeln entfalten irritierende Konjunkturen. Versäumte Lektionen zwingen zu Re-Lektüren. - Mit dieser Rubrik wollen wir Schneisen ins Dickicht schlagen: unter der Vielzahl der Themen, Thesen und Theoretiker/innen eine präzise, begründete Auswahl treffen; das festhalten, was die geistige Situation der Zeit erhellt; vorstellen, was die politische Debatte weiterbringen könnte; Themen auf den Punkt bringen, die in aller Munde sind - und eben deshalb der Beliebigkeit anheimfallen; und - nicht zuletzt - Versäumtes und Vergessenes nacharbeiten. Die "Lektüren und Lektionen" ersetzen keinen Rezensionsteil, bieten nicht einfach Literaturberichte. Kriterium der Auswahl ist die kritische Selbstverständigung - über maßstabsetzende Publikationen, innovative Theorien, zeitdiagnostische Thesen oder erinnerungswerte Persönlichkeiten, deren Werk und Wirkung. Um Nachhilfestunden geht es nicht.
Aber belehrend, d.h. lehrreich sollen die Beiträge schon sein, den Blick schärfen - für neue Gesichtspunkte nicht minder wie für den schleichenden Wandel überkommener Deutungen. Wir beginnen mit einem Beitrag des Berliner Politikwissenschaftlers Armin Steil über das Schicksal des utopischen Denkens nach dem Scheitern des Realsozialismus.