Die konjunkturelle Entwicklung in Westdeutschland ist 1992 anders verlaufen, als es die Prognosen von Ende 1991 erwartet hatten (vgl. „Blätter", 4/1992): Diese waren allgemein davon ausgegangen, daß die 1991 einsetzende Konjunkturabschwächung spätestens in der zweiten Jahreshälfte 1992 im Gefolge einer internationalen Konjunkturbelebung überwunden sein würde. Seit Mitte des vergangenen Jahres ist es dementgegen zu einer rapiden Verschlechterung der Wirtschaftslage gekommen. Es handelt sich also gegenwärtig nicht bloß um eine „Wachstumspause", sondern um eine regelrechte zyklische Konjunkturkrise.
Dieser prognostische Irrtum in der zentralen Frage, nämlich der nach dem konjunkturellen Wendepunkt, spiegelt sich in den Jahresdurchschnittsziffern kaum wider. Die Wachstumsrate des realen Bruttosozialprodukts für 1992 ist mehrheitlich etwas zu hoch vorhergesagt worden, ebenso die Zunahme beim privaten Verbrauch und bei den Exporten; entscheidend aber war der Irrtum bei den Ausrüstungsinvestitionen, die für den Zyklusverlauf ausschlaggebend sind. Dies kann nicht etwa mit zu hohen Tarifabschlüssen und einer kostenbedingten Verschlechterung der Renditen begründet werden: Die Lohnentwicklung (Bruttolöhne) lag genau im Rahmen der Prognosen, teilweise sogar darunter.