1. Begründungsdefizit
Er liebe Deutschland so sehr daß er zwei davon benötige. Dieser sarkastische Ausspruch wird (u.a.) dem ehemaligen italienischen Außenminister Andreotti zugeschrieben, zugegeben im Augenblick nicht die beste Adresse. Dennoch habe ich in der Quintessenz dieser Sentenz, nämlich der Furcht vor der potentiellen Aggressivität eines vereinten Deutschlands, eine der plausibelsten Begründungen für die Spaltung Deutschlands und die Konstituierung zweier deutscher Staaten gesehen.
Denn trotz aller Kalte-Kriegshysterie, die auch während der Entspannungsepoche nie ganz erlosch, überwog bei allen ehemaligen Alliierten der Anti-HitlerKoalition diese Furcht Sie war 1961 noch so stark, daß es zum Mauerbau in geheimem Einverständnis zwischen Moskau Washington, Paris und London, vielleicht nolens volens auch Bonn kommen konnte, wo noch Adenauer regierte, der unter vier Augen aus seiner Reserve gegenüber einem vereinten Deutschland, zumal unter preußischer Hegemonie, keinen Hehl machte.
Denn die Existenz der DDR wollten zu diesem Zeitpunkt die Besonneren jedenfalls nicht in Frage gestellt sehen.
Nun ist die Basis des Kalten Krieges, der Ost-West-Antagonismus als Eigentumsdivergenz, geschwunden, wenn auch anders als die meisten Experten es dachten.