Die Intellektuellen vor der nationalen Frage
Olivetti-Chef Carlo De Benedetti hatte recht. Als die italienischen Medien kurz nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten noch voll waren von Schreckensvisionen eines Vierten Reichs, einer neuen kontinentaleuropäischen Supermacht, womit sie die Lust am Schauder und die tiefsitzende Skepsis ihrer Leser gegenüber Deutschland bedienten (Italien war - erstaunlicherweise neben Dänemark das einzige Land der EG, in dem eine Mehrheit der Bevölkerung die Wiedervereinigung für sich eher negativ als positiv einschätzte), da hatte er zur Ruhe gemahnt. Mit der Wirtschaft der ehemaligen DDR lade sich die Bundesrepublik, die ohnehin schon mit einer gewissen strukturellen Modernisierungsschwäche *) zu kämpfen habe, noch mehr Probleme einer überalterten Ökonomie auf.
Und das werde einerseits die notwendige Modernisierung verlangsamen, andererseits aber biete dies jenen Ländern, die ihre Wirtschaften entschlossen modernisierten, auf längere Sicht neue Expansionsräume. Sieht man sich die Bundesrepublik heute an, kann man nur den Hut ziehen: gut getroffen.