"Sie haben recht", pflegte Präsident Franklin Roosevelt seinen liberalen Verbündeten zu sagen, wenn sie ihn um Unterstützung für ihre Gesetzesvorhaben baten. "Nun lassen Sie mich es auch tun." Roosevelt drängte die fortschrittlichen Kräfte der DepressionsÄra, zu einem politischen Klima beizutragen, das den Kongreß nötigen würde, den New-Deal-Programmen zuzustimmen: der Sozialversicherung, der Bundesbehörde für Arbeitsbeschaffungsprogramme (WPA), dem Wagner-Gesetz zur Regelung der Beziehungen zwischen Unternehmern und Gewerkschaften, dem zivilen Arbeitsdienst, dem Wohngeld und anderen Maßnahmen, die viele Amerikaner damals für höchst radikal, ja sogar für sozialistisch hielten. Die Liberalen und Linken von heute sollten Roosevelts Rat annehmen. Anstatt sich nur darüber zu beschweren, daß Clinton sich zu weit in die Mitte bewegt oder sich an konservative Kräfte verkauft habe, müssen die fortschrittlichen Kräfte von heute es Clinton leichter machen, sein ursprünglich liberales Programm auch durchzuführen. Das würde bedeuten, daß sie ihre politische Energie auf den Kongreß konzentrieren, und zwar nicht nur, um im November eine Demokratische Mehrheit zu erreichen, sondern auch um wieder eine progressive Koalition aufzubauen, die das Land in das nächste Jahrhundert führen kann.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.