Ausgabe März 1997

Ein Mythos zerstört sich selbst

Kanzlerdämmerung? Es ist wie im Mittsommer: Bevor es Nacht wird, beginnt schon ein neuer Morgen. Aber danach werden die Tage kürzer. Helmut Kohl ist politisch schon oft begraben worden. Noch immer ist er danach wunderbar wieder auferstanden.

Noch stets hat er Niederlagen in Siege verwandelt. Das war so, als im Jahre 1979 die Bundestagsfraktion der CDU/CSU, deren Vorsitzender er war, sich von ihm abwandte. Franz Josef Strauß wurde 1980 Kanzlerkandidat. Zwei Jahre später war Kohl Kanzler - und der bayerische Vorsitzende kein Rivale mehr. Heute ist die CSU eine freundliche kleine Schwester, die er, wenn es sein muß, mitsamt ihres Vorsitzenden gerne in seine Obhut nimmt. Das war so, als zehn Jahre später, auf dem Bremer Parteitag im September 1989, der Putsch der Furchtsamen und Kleingläubigen gegen den Vorsitzenden der CDU scheiterte, noch ehe er richtig begonnen hatte. Danach war er die CDU, ansonsten gab es noch ein Gebilde gleichen Namens. Das war so, als er im Laufe des Wahljahres 1994 das Kunststück fertigbrachte, die Regierung zu behaupten: Nach einem Wahlkampf; den schon alle aufgegeben hatten, präsentierte er den knappsten Vorsprung aber Zeiten als einen glänzenden Wahlsieg. Danach war er dann bald länger im Amt als Konrad Adenauer. Das war so, als im Januar 1997...

März 1997

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