Ausgabe September 1997

Von der Globalisierung mitgerissen, von der Geschichte gebremst?

Rahmenvorgaben, Ziele und Verständnisprobleme deutscher Außenpolitik

 "Das öffentliche Interesse an Außenpolitik ist derzeit nicht sonderlich ausgeprägt", konstatierte Arthur Heinrich im Maiheft. Sein Beitrag über die "außenpolitischen Tastversuche der kommenden BRD" fand ein lebhaftes Echo. Es scheint, als hätten nicht nur die "Blätter" die Absicht, das öffentliche Interesse am Umgang mit den "auswärtigen Angelegenheiten" zu stimulieren. Am 18. Juni veranstaltete die SPD einen Fachkongreß zum Thema, und am gleichen Tag eröffnete die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in der Bundeshauptstadt einen Zyklus "Reden zur Außenpolitik der Berliner Republik". Es sprach der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Deutschen Bundestag. Der hielt es für ratsam, von der beherzten Titelwahl der DGAP abzurücken - "Schon der Begriff 'Berliner Republik' führt in die Irre." -, um seinerseits die sonderbar vielversprechende Formel "Eine 'Berliner Republik' wird es ebensowenig geben, wie es eine 'Bonner Republik' gegeben hat" zu lancieren. (Die Briten sprächen ja auch nicht von der "Londoner Republik" ...) Die "in vierzig Jahren Provisorium", so Wolfgang Schäuble, "erworbenen Tugenden der Zurückhaltung und Selbstbescheidung" stünden nicht zur Disposition.

September 1997

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die neue Merz-Doktrin?

von Jürgen Trittin

Jahrzehntelang durfte in keiner Grundsatzrede eines deutschen Politikers in Regierungsverantwortung der Satz fehlen: „Wir setzen auf die Stärke des Rechts statt auf das Recht des Stärkeren.“ Doch das war einmal. Bundeskanzler Merz‘ lautstarkes Räsonieren über den Krieg Israels gegen den Iran markiert den Bruch mit dieser Tradition.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Besser als ihr Ruf: Die europäische Afrikapolitik

von Roger Peltzer

Schon unter Angela Merkel hat der afrikanische Kontinent in der deutschen Bundesregierung große politische Aufmerksamkeit erfahren. Die Ampelregierung setzt diesen Kurs fort: Seit seinem Amtsantritt reiste Bundeskanzler Olaf Scholz jedes Jahr nach Afrika.